Es gibt immer Gründe für und gegen Domains. Während der Domain-King Rick Schwartz mantra-artig zum wiederholten Male das Jahr der Chancen mit Domains ausruft, erklärt Marketingfachmann und Autor Rohit Bhargava in seinem Blog rohitbhargava.typepad.com, welche sieben Gründe gegen Domains sprechen.
Dabei sieht Bhargava, dass nach wie vor gute Domain-Namen ihren Sinn und Zweck erfüllen. Aber sie haben aus seiner Sicht nicht mehr die Bedeutung, die sie einst hatten, um im Internet gefunden zu werden. Und warum? Das begründet Bhargava mit sieben mehr oder weniger nachvollziehbaren Aspekten:
1. Es gibt jetzt seit einigen Jahren Link-Kürzungsangebote wie bit.ly, mit denen der eigentliche Domain-Name des Ziellinks bei der Verbreitung des Links unsichtbar ist.
2. Die Kennzeichen- und Namensinhaber nutzen verstärkt Social-Media und greifen für den Kundenkontakt nicht mehr auf die eigene Webpräsenz zurück. Wenn man unter Facebook gute Kundenkontakte aufnehmen kann, sind die Kriterien für eine kurze, leicht erinner- und lesbare Domain beinahe obsolet.
3. Ordentliche Begriffe interessieren ohnehin niemanden mehr, seit flickr.com und del.icio.us (obwohl der Service ja mittlerweile auch unter delicious.com abrufbar ist).
4. Die Internetnutzer gewöhnen sich jetzt sogar daran, dass es noch andere Endungen als .com gibt. Im Hinblick darauf ist man an einen ordentlichen Begriff unter dieser Endung nicht gebunden, sondern kann auf andere Endungen ausweichen.
5. Weiter gibt es ja Suchmaschinen, die alles finden.
6. Und an den Küsten – liest man – steigt das Online-Marketing. Soll heißen: geworben wird sowieso nur noch im Internet; da muss dann auch keine einprägsame Domain mehr für den Zuschauer auf Plakaten und in Zeitschriften sichtbar werden, sondern ein Link führt ans Ziel.
7. Schließlich werden so genannte QR-Codes, zweidimensionale Barcodes, immer öfter gesichtet: unsere mobilen digitalen Begleiter können diese lesen und uns so Zugang zum Angebot des Werbenden weisen.
Gegen die Annahmen Bhargavas sprechen indes zahlreiche Gründe: der Kampf um den besten Namen endet ja gerade nicht an der Endung: selbst unter wenig zugänglichen Endungen wird es eng mit guten Domains. Und wie del.icio.us zeigt, besteht doch der Hang zur ordentlichen Domain, weil man auf die Seite unter der .us-Endung nicht ohne besondere Kenntnisse gelangt. Was die Suchmöglichkeiten betrifft, so kommt es auf die Ergebnisse an, und die werden nunmal auch durch einen guten Domain-Namen vereinfacht; ganz davon abgesehen, scheint das Finden nicht Sinn der Suchalgorithmen einiger Anbieter zu sein. Die schöne neue QR-Code-Welt wird auch nicht das ideale Werbevehikel, denn es verlangt Nachbearbeitung: was will man mit einem pixeligen Quadrat, wenn man es nicht ordentlich tagged. Dann aber ist das Abbild eines Domain-Namens, der unter Notizanwendungen wie Evernote, die OCR können, für sich spricht, viel sinnvoller.
Der Sinn von Bhargavas Einschätzungen ist begrenzt und endet im eigenen Vorgarten: macht man sich direkt zur Domain rohitbhargava.com auf, so findet man unter der von Rohit Bhargava registrierten Domain lediglich eine GoDaddy-Parkingseite. Ob das gutes Domain-Management oder Marketing oder am Ende sogar guter Humor ist, bleibt die Frage; jedenfalls hat man nicht das Gefühl, auf der Seite eines Marketingfachmanns gelandet zu sein.