Marchex

US$ 24 Mio. dank Rechtsverletzung?

Marchex, börsennotiertes Unternehmen mit Sitz in Seattle und mit einem Domain-Portfolio mit rund 220.000 Domains einer der weltgrößten Domain-Vermarkter, testet ein eigenes Domain-Parkingmodell. David Kesmodel, Journalist und Blogger, entdeckte nun einige markenrechtsverletzenden Domains darunter, mit denen Marchex Geld verdient. Der Wert dieser Rechtsverletzungen soll sich im Bereich um US$ 24 Mio. bewegen.

Ende 2004 kaufte Marchex das auf den Virgin Islands eingetragene Unternehmen „Name Development“ für US$ 164,2 Mio. und damit dessen Domain-Portfolio mit mehr als 100.000 Domains auf, was zum bisher größten bekannten Domain-Deal avanciert. Mit diesen hinzugekauften Domains will man Geld machen, indem man die Domains parkt und anhand der Zugriffe von Nutzern wenige Cents einnimmt, die sich in der Masse der Domains zum rentablen Geschäft summieren. Und da es dafür eines ausgeklügelten Systems bedarf, entwickelte Marchex ein eigenes System, das, derzeit noch im Betastatus, unter Marchey SiteBox auch Dritten zum Parken von Domains geöffnet wurde.

Der Journalist und Blogger David Kesmodel, der unter anderem für The Wall Street Journal online arbeitete und sich eine Auszeit genommen hat, um ein Buch zu schreiben, entdeckte bei einer Recherche einige Vertipper-Domains im Portfolio von Marchex sowie dutzende weitere im Parkingsystem von Marchex, die die Markenrechte von Unternehmen wie American Airlines, Alaska Airlines und Adobe Systems verletzen. Teilweise ist Marchex selbst Inhaber dieser Domains; an denen, die Dritten gehören und die in Machex SiteBox geparkt sind, verdient Marchex dank Pay-per-klick Werbung (wie sie Yahoo und Google) anbieten, mit. Auf Anfrage von Kesmodel erklärte Ethan Caldwell, der Rechtsvertreter von Marchex, man habe das eigene Portfolio noch nicht ganz überprüfen können, und der Parkingservice befinde sich in einem frühen Betastatus, bei dem die von Dritten eingestellten Domains noch nicht überprüft würden; auch andere Anbieter beschäftigen kein Rudel von Markenrechtsanwälten, die die Domains auf Rechtsverletzungen überprüfen.

Das Bonmont ist freilich, dass der Kauf des Portfolios von Name Development noch nicht abgeschlossen ist: Domains im Wert von US$ 24 Mio. sollen sich noch in Händen des Vermittlers, dem so genannten Escrow, befinden. Diese Domain-Namen scheinen potentiell markenrechtsverletzend zu sein und werden noch geprüft. Sollten tatsächlich Rechtsverletzungen von den Domains ausgehen und möglicherweise Schadensersatz gezahlt werden müssen, so Marchex, würde der Preis für das Portfolio von Name Development entsprechend angepasst werden.

Wie es bei anderen Anbietern von Domain-Parking aussieht, kann man sich leicht ausrechnen. Zigtausende oder gar Millionen von Domains lassen sich manuell kaum bis gar nicht kontrollieren. Das ist weder vom Parkinganbieter noch vom Werbeanbieter überprüfbar. Letztlich haften der Parkinganbieter und der Domain-Inhaber. Die Domain-Industrie wird sich mit diesem Problem zukünftig verstärkt auseinandersetzen müssen, will sie dereinst als seriös anerkannt werden. Das zeigt besonders der Umstand, dass, trotz der Hinweise von Kesmodel auf einzelne Domains, diese einige Wochen danach noch immer online sind und deren Inhabern Kleingeld bringen.

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