Domain-Blogger Andrew Allemann blickt in die Zukunft und sieht für Domain-Investoren voraus, dass KI-Systeme Domain-Namen den Platz beim Endnutzer streitig machen werden. Damit tritt er eine schöne Diskussion über die Zukunft von Domains los.
In einem Blogartikel dieser Tage machte Andrew Allemann auf eine Gefahr der Domain-Branche aufmerksam, die beim Streit um den Wert von alten und neuen gTLDs unbeachtet blieb: Die Bedrohung käme von außerhalb der Domain-Industrie und beruhe auf intelligenten Spracherkennungssystemen, gerne auch als künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet, wie Amazon Alexa (via Echo), Google Assistant (via Google Home) und Apple Siri. Diese Systeme stellten sich zwischen Domain und Endnutzer, weil mit ihnen sprachlich interagiert wird und nicht mehr über den Internetbrowser. Nicht nur, dass man sie anweisen kann, um Dinge zu erledigen, wie Kalendereinträge oder Restaurantreservierungen, die Systeme können zukünftig auch proaktiv Termine und Erledigungen antizipieren und von sich aus darauf hinweisen, etwa vor anstehenden Geburtstagen auf diese hinweisen und anfragen, ob sie Blumen kaufen und versenden lassen sollen. Damit wird der Nutzer davon befreit, selber im Internetbrowser einen Anbieter für die Blumen zu suchen. Dem Domain-Ökosystem werden so Suchanfragen und Webseitenbesuche genommen, eCommerce-Transaktionen können erfolgen, ohne dass der Nutzer das Internet selbst sieht oder überhaupt daran denkt. Andrew Allemann konzediert, dass die KI-Dienste Domains nicht überflüssig machen, aber sie können den Wert von hochwertigen Domains mindern. Er hofft, die Domain-Industrie schaffe es, interne Diskussionen zugunsten von Fragen an Gefahren von außen, die von den Betreibern von KI-Systemen ausgehen, zurückzustellen.
Damit löst Andrew Allemann eine erfreuliche Diskussion aus, zu der auch bekannte Domain-Fachleute beitrugen. Unter anderem meldete sich Jothan Frakes, der versichert, dass das auch Thema der anstehenden „NamesCon 2017“ sein wird. Die Gefahren sieht er allerdings nicht so gravierend wie Allemann: intelligente Spracheingabesysteme wie Alexa werden ein wenig für Wirbel sorgen, aber nicht für den Untergang von Domains. Das DNS und Domain-Namen sind fundamental und unabdingbar für die Benutzung des Internets. Auch die vor einigen Jahren gefürchtete Einführung von Applikationen wirkte sich nicht wirklich auf Domains aus. Jemand anderes sieht in der KI eine Ergänzung des Internets für Domainer wie SEO und PPC. Selbst Frank Schilling meldete sich zu Wort und brachte zum Ausdruck, dass intelligente Sprachsysteme der Domain-Industrie eher zur Hilfe kommen, da alles auf Google hinauslaufe, das, gefüttert mit besseren Domains und Webseitendaten, bessere Ergebnisse in dem Dickicht von Informationen liefert. Ein nüchterner Beobachter erklärt kurzerhand: die Menschen in seinem Umfeld werden einen Teufel tun und einfach eine Bestellung verbal an ein KI-gesteuertes System wie Amazon Echo geben: sie werden stattdessen nach dem besten Angebot suchen und auch noch einen Coupon-Code eingeben.
Wie sich die Sache weiter entwickelt, werden wir alle beobachten können. Dass Amazon Echo mit der KI Alexa eine niedrige Schwelle bei der Ausführung von Wünschen hat, zeigt, wie fortune.com berichtet, der Fall einer sechsjährigen Texanerin, die erklärte, sie wolle ein Puppenhaus und Kekse, was Alexa umgehend umsetzte. Die Bestellung kam zur Verwunderung der nichtsahnenden Eltern kurz nach Weihnachten zu Hause an. In einem Fernsehbericht wiederholte ein erstaunter Reporter aus San Diego die Bestellung und prompt gingen bei Zuschauern, die das Programm eingeschaltet hatten und ihrerseits über Amazon Echo verfügten, die Bestellungen von Puppenhäusern raus. Doch für Phil Schiller aus dem Hause Apple bleibt, wie er im Rahmen eines Interviews bei backchannel.com erklärt, das Display die notwendige Schnittstelle des Nutzers mit seinem elektronischen Gerät – zumindest für die Fotosammlung.