Wer die Goldgräberzeit des Dotcom-Booms verpasst hat, für den tut sich eine wohl einmalige Chance auf: business.com, der Inbegriff der Rekord-Domain aus den Anfangstagen des Domain-Handels, steht zum Verkauf. Kaufinteressenten sollten sich jedoch darauf einstellen, ihr Sparkonto zu plündern.
Im Jahr 1999, der Domain-Handel steckte noch in den Kinderschuhen und Warnungen vor einem Platzen der Dotcom-Blase wurden müde belächelt, wagten Jake Winebaum und Sky Dayton das grosse Ding: Für die damalige Rekordsumme von US$ 7,5 Millionen erwarben sie die Domain business.com – eine Summe, die bis dato nur von sex.com (US$ 12 Mio.) und porn.com (US$ 9,5 Mio.) übertroffen wurde. Damals noch oft Zielscheibe von Spott, haben sie die Domain inzwischen zu einem bekannten Suchportal mit nach eigenen Angaben über 30 Millionen Besuchern monatlich und tausenden von Werbekunden entwickelt, und mit work.com um ein weiteres Suchportal im Web 2.0-Stil ergänzt. Und dieses Unternehmen samt Domains soll jetzt über die Credit Suisse versteigert werden.
Ganz so günstig wie 1999 wird es diesmal aber nicht. Insider erwarten einen Kaufpreis irgendwo zwischen US$ 300 und 400 Mio. Zum Paket zählt dabei allerdings wie gesagt nicht nur die Domain, sondern das gesamte dahinterstehende Unternehmen. Dessen Zahlen können sich sehen lassen: im Jahr 2007 hat das in Santa Monica ansässige Unternehmen bisher einen Gewinn vor Steuern von etwa US$ 15 Mio. erzielt, und seinen Besucherstrom (Traffic) im ersten Quartal 2007 um über 50% gegenüber dem Vorjahr steigern können. Ein Faktor 24 des derzeitigen Cash Flows zur Bemessung des Kaufpreises gilt allgemein als realistisch. Zu den Interessenten gehören nach Angaben des Wall Street Journals unter anderem Dow Jones & Co. und New York Times Co., zwei namhafte Medienunternehmen.
Zum zweiten Mal richtig ärgern dürfte sich ein namentlich nicht bekannter Londoner. Er hatte die Domain im Jahr 1997 für US$ 150.000,– an den Domainer Marc Ostrofsky verkauft, der sie dann zwei Jahre später für US$ 7,5 Millionen (in Aktien, nicht in bar, wie häufig gemeldet) weiterveräusserte. Es bleibt ihm allenfalls der Trost, dass die Wertsteigerung im wesentlichen auf die Weiterentwicklung der Inhalte und weniger die Domain zurückzuführen ist.