Fallbasiert

Neue Studie zur Domain-Bewertung

Die Bewertung von Domain-Namen ist nach wie vor ein Problem. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Bewertungssysteme. Sebastian Dieterle, Unternehmer im Bereich Domain-Vermarktung, sowie Prof. Dr. Ralph Bergmann von der Universität Trier, Wirtschaftsinformatik II, haben die „Fallbasierte Bewertung von Internet-Domainnamen“ im September vorgestellt.

Domain-Bewertungssysteme gibt es viele, am bekanntesten sind wahrscheinlich die RICK-Formel (Risiko, Image, Commerce und Kürze) und das SCHARF-Modell. Nach Ansicht von Dieterle weist derzeit jedoch kein Domain-Bewertungssystem eine Bewertungsformel auf, die der Komplexität und Mehrdeutigkeit der Sprache gerecht wird, die in Domain-Namen ihren Ausdruck findet. In einer Bachelorarbeit entwickelte er 2011 einen Ansatz, der die Anwendung der aus der Immobilienbewertung bekannten Technik des fallbasierten Schließens auf die Bewertung von Domain-Namen zum Gegenstand hat. In einem Forschungspraktikum an der Universität Trier entwickelte er den Ansatz weiter und setzte ihn praktisch um. Das Ergebnis stellte er zusammen mit dem betreuenden Professor Dr. Ralph Bergmann in dem fünfzehnseitigen Paper »Fallbasierte Bewertung von Internet-Domainnamen« dar und bei der ICCBR (20th International Conference on Case-Based Reasoning) in Lyon (Frankreich) vor.

Dieterle geht das Problem des fairen Handels von Domains über das in der Immobilienbranche bekannte System des »case based reasoning« (CBR) an, das heisst, es werden zahlreiche Kriterien, insbesondere frühere Domain-Verkaufsdaten vergleichbarer Domain-Namen, herangezogen, um den Wert einer Domain automatisiert zu bestimmen. Bei der praktischen Anwendung seines Verfahrens griff Dieterle auf die Daten von 4.231 verkauften .de-Domains zurück, wobei er beim Abgleich auf 27 wertbildende Kriterien zurückgriff: Bestandteile der Wörter, deren semantische Interpretation wesentlich ist, Bindestriche und deren Anzahl sowie Sonderzeichen innerhalb der Domain, Alter der Domain, Traffic und so weiter. Das Ergebnis seiner Methode und deren praktische Anwendung zeigt aus seiner Sicht in die richtige Richtung, allerdings sei der Datenbestand noch zu gering, um wirklich aussagefähige Ergebnisse zu produzieren.

Erst vor wenigen Monaten hatten wir die Methode von Friedhelm Rosenow, Entrepreneur und Absolvent der Universität Maastricht, vorgestellt, die er unter dem Titel »The Magic of Virtual Estate« vorstellte. Für deren Ausarbeitung hatte Friedhelm Rosenow 9.220 .de-Domain-Transaktionen über einen Zehnjahreshorizont mit einem aus der Grundstücksbewertung bekannten, so genannten modifizierten Regressionsverfahren untersucht. Der wesentliche Unterschied zur Arbeit von Dieterle liegt wohl darin, dass Rosenow keine Vergleiche zu früheren Transaktionen »vergleichbarer« Domains anstellte. Im übrigen aber lieferte auch er eine komplexe Formel, die zahlreiche Aspekte einer Domain bei deren Bewertung miteinbezieht. Darunter auch, was wir bei der Arbeit Dieters vermissen: die Risiken einer Rechtsverletzung, die mit einer Marke oder Namen identischen oder zum Verwechseln ähnlichen Domain einhergehen. So oder so: es tut sich einiges bei der Forschung nach der Domain-Bewertungsformel.

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