ICANN

Phyrrus-Vergleich mit VeriSign?

Die jahrelangen Streitigkeiten zwischen der Internet-Verwaltung ICANN und dem Domain-Giganten VeriSign könnten schon bald ein Ende haben: entgegen heftigster Kritik von Domain-Registraren will ICANN den Verwaltungsvertrag für .com dauerhaft mit VeriSign verlängern. Domains könnten damit schon bald teurer werden, und auch von Seiten der EU droht bereits neues Ungemach.

Mit neun zu fünf Stimmen bei einer Enthaltung sprach sich der ICANN-Vorstand vergangene Woche in einem Special-Meeting dafür aus, sich mit dem Ex-Monopolisten VeriSign Inc. gütlich zu einigen. Umstrittenster Teil dieser Vereinbarungen ist eine Verlängerung des Verwaltervertrages für .com bis zum Jahr 2012; danach besteht eine Verlängerungsmöglichkeit für VeriSign, ohne dass es einer erneuten Ausschreibung bedarf. Darüber hinaus hat VeriSign das Recht, die Preise für .com-Domains in vier der nächsten sechs Jahre ohne Begründung um jeweils sieben Prozent anzuheben. Ferner erhält VeriSign Kontrolle über die begehrten „auslaufende“ Domains, also Domain-Namen, deren Registrierungsvertrag nicht verlängert wird. Im Gegenzug beendet VeriSign alle Rechtsstreite mit ICANN und erkennt ICANN als Internetverwaltung an. Zu seiner Wirksamkeit bedarf der Vertrag noch der Zustimmung des US-Handelsministeriums, was allgemein jedoch als bloße Formalie angesehen wird.

In den Reihen der Domain-Registrare rief die Ankündigung von der bevorstehenden Einigung einen heftigen Proteststurm hervor. Die weltgrößten Registrare, darunter GoDaddy und Bulkregister, hatten sich bereits vor einigen Wochen mit scharfen Worten gegen den Vertrag ausgesprochen, da er VeriSign bei einem Ertrag von jetzt schon fast US$ 290 Mio. im Jahr (und bei Ausschöpfung der Erhöhungsmöglichkeiten über US$ 750 Mio. im Jahr 2012) ein faktisches Monopol garantiere, das nicht mehr durchbrochen werden könne. Durch die enge Bindung an VeriSign habe sich ICANN zudem sein eigenes Grab geschaufelt.

Sollte es zu einer Einigung kommen, bedeutet dies zwar das Ende der jahrelangen Rechtsstreitigkeiten zwischen ICANN und VeriSign, dürfte jedoch eine Vielzahl von wettbewerbs- und kartellrechtlichen Klagen hervorrufen. So hat die „Coalition for ICANN Transparency“ (CFIT) bereits vor längerem Klage gegen ICANN eingereicht. Auch die Wettbewerbskommission der EU hat inzwischen angekündigt, den Vertrag auf Verstösse gegen EU-Wettbewerbsrecht prüfen zu wollen; Gespräche mit CFIT habe es bereits gegeben, wie ein Vertreter der EU gegenüber heise.de bestätigte. Eine „neue und produktive Beziehung“, wie sie sich ICANN nun erhofft, mag es daher allein mit VeriSign geben. Ein Ende der Debatte um die Herrschaft über das Domain Name System ist jedoch nicht in Sicht.

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