Ukraine

ICANN stellt US$ 1 Mio. zur Sicherheit, Stabilität und Widerstandsfähigkeit des DNS bereit

Die Verbannung des russischen Länderkürzels .ru aus dem Domain Name System hat ICANN noch abgelehnt, finanziell steht die Internet-Verwaltung aber der Ukraine zur Seite: Eine Art Nothilfe-Fonds mit zunächst US$ 1 Mio. soll in Notfällen sicherstellen, dass das Internet in Krisengebieten weiter funktioniert.

Wie berichtet, hatte Ende Februar 2022 der Vertreter der Ukraine im ICANN-Regierungsbeirat GAC (Governmental Advisory Committee) bei ICANN darum gebeten: »Revoke, permanently or temporarily, the domains ‚.ru,‘ ‚.рф”‘ and ‚.su‘.« Begründet wurde die Bitte mit dem Hinweis, dass so Fehlinformationen und Hassreden eingedämmt würden. Die Bitte sorgte weltweit für Schlagzeilen, wurde von ICANN-CEO Göran Marby jedoch erwartungsgemäß abgelehnt. ICANN sei dafür da, sicherzustellen, dass das Internet funktioniere, nicht dazu, dass es aufhöre zu funktionieren. Nachdem allerdings zahlreiche Domain-Registrare wie Namecheap und GoDaddy angekündigt hatten, ihre Geschäfte mit russischen Kunden einzustellen, sah sich auch ICANN veranlasst, tätig zu werden. Für den 06. März 2022 wurde eine außerordentliche Versammlung des Board of Directors einberufen, die beschlossen hat, eine Summe von zunächst US$ 1 Mio. aus dem Budget des Jahres 2022 bereitzustellen,

to be used within the remainder of FY22 in order to provide financial assistance to support access to Internet infrastructure in emergency situations.

Auch wenn die Ukraine nicht ausdrücklich erwähnt wird, so ließ ICANN keinen Zweifel, für wen das Geld gedacht ist.

Over the past 10 days, we have watched events unfold in Ukraine and the surrounding region that are tragic and profoundly troubling,

so der Vorsitzende Maarten Botterman. Das Geld soll die Sicherheit, Stabilität und Widerstandsfähigkeit des DNS stärken, vor allem in all jenen Gebieten, in denen der Zugang zum Internet durch plötzliche, unvorhergesehene Ereignisse gefährdet wird. Man erwarte, dass die Mittel vorrangig dafür dienen, den Internetzugang in der Ukraine zu unterstützen. Dabei soll es nicht zwingend nur zu Einmalzahlungen kommen; zugleich wird geprüft, ob ein solcher Fonds auch in zukünftigen Budgets einzuplanen ist.

ICANN stands for a single, global, and interoperable Internet that serves all people around the world in exercising their fundamental human rights, including the human right to seek, receive, and impart information and ideas,

sagt Botterman. Praktisch noch bedeutender dürfte sein, dass ICANN ein Vorliegen von »extenuating circumstances« (mildernde Umstände) im Sinne des Registrar Accreditation Agreement bejaht hat. Damit müssen Domain-Registrare die Domains ukrainischer Kunden nicht löschen, wenn es diesen nicht rechtzeitig gelingt, die Verlängerungsgebühren zu entrichten. Die Registrare müssen also nicht fürchten, deswegen von ICANN abgemahnt zu werden. Zuvor hatten bereits einige Registrare angekündigt, ihren Kunden in der Ukraine großzügige Zahlungsfristen einräumen zu wollen, um ungewollte Domain-Verluste zu verhindern.

Unterdessen hat eine Gruppe aus Netzspezialisten und Vertreter aus der Politik dazu aufgerufen, einen neuen Multi-Stakeholder-Mechanismus ins Leben zu rufen, der »sanctioned IP addresses and domain names in the form of public data feeds in standard forms« veröffentlicht, um die Verletzung internationaler Normen sanktionieren zu können. Zu den Unterzeichnern zählt unter anderem der vormalige ICANN-Chef Stephen D. Crocker, Harald Summa, (CEO DE-CIX), Roelof Meijer (CEO SIDN) und der Niederländer Bart Groothuis, aktuelles Mitglied des Europäischen Parlaments. Für die Ukraine dürfte diese Initiative aber zu spät kommen.

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