Industry Brief

Interview mit VeriSign

Nicht nur unter Statistikern gilt der Domain Name Industry Brief von VeriSign als wichtiges Branchenbarometer. Anlässlich der Veröffentlichung des Berichts für das vierte Quartal 2008 hatte das Team des domain-recht.de Newsletters Gelegenheit, in München mit Tobias Wann, Director Global Account Management bei VeriSign, aktuellen Zahlen aus erster Hand nachzuspüren.

Mit einem Stand von 177 Millionen Domains weltweit schlossen die Registries zum Jahresende 2008 ihre Pforten. Verglichen mit 153 Millionen zum Jahreswechsel 2007 stieg die Gesamtzahl damit um 16 Prozent an. Allein rund 90 Millionen aller Internetadressen entfallen auf Domains unter .com und .net; besonders erfreulich ist, dass nach Einschätzungen von VeriSign 88 Prozent dieser Domains tatsächlich eine Website auflösen, also nicht lediglich von ihren Inhabern gehortet oder sonst nur passiv genutzt werden. Auf weitere 71,1 Millionen summiert sich inzwischen die Zahl der ccTLDs.

Der vielzitierte Aufstieg der ccTLDs mit diesmal 22 Prozent im Jahresvergleich hat sich damit auch in den 12 Monaten des Jahres 2008 fortgesetzt. Dabei konzentrieren sich 65 Prozent aller ccTLDs auf die zehn zahlenmäßig grössten ccTLDs. Bemerkenswert ist laut Wann das Wachstum bei den Länderendungen von China (.cn) und Russland (.ru); letztere gewann in jedem Quartal des vergangenen Jahres fast unglaubliche elf Prozent hinzu und lag damit noch vor .cn, die es auf immerhin acht Prozent Wachstum brachte. Domainer wie Kennzeichenrechteinhaber sollten sich also unbedingt bemühen, sich auch auf diesem Markt zu präsentieren. Von den allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklungen bleibt allerdings auch die Domain Name Industry nicht verschont; konnte die Gesamtzahl aller Domains im ersten Quartal 2008 noch um über 14 Millionen zulegen, waren es im vierten Quartal 2008 nurmehr etwas über 10 Millionen.

Dessen ungeachtet könnte man angesichts der Flut neuer Domains annehmen, dass der Adressraum insbesondere bei .com mit knapp 80 Millionen Domains an seine Grenzen gestoßen ist, doch diese Sorge teilt Wann nicht. Für VeriSign stellen vor allem „internationalized domain names“ (IDNs) einen wichtigen Wachstumsfaktor dar, der auch in Zukunft für steigende Registrierungszahlen sorgt. Dies gelte in gleicher Weise für IDNs auf Ebene der Second Level Domain als auch vollständig internationalisierter Domains auch auf Ebene der Top Level Domain. Schon jetzt testet ICANN diese Adressen in verschiedensten Zeichensätzen, darunter Arabisch, Chinesisch, Kyrillisch und Hindi. Wann warnte jedoch vor Insellösungen, die zu einer „Balkanisierung“ des Domain Name System führen könnten; wichtig seien einheitliche technische Standards, die eine weltweite Erreichbarkeit aller Domains gewährleisten.

VeriSign selbst trägt dem Wachstum unter anderem durch Ausbau der Technik Rechnung. Zusätzlich zu den Root-Servern „A“ und „J“ unterhält VeriSign die kritische Infrastruktur, die die Registrierung und Namensauflösung der TLDs .com- und .net verwaltet. So müssen die Rechensysteme aktuell 50 Milliarden DNS-Abfragen täglich bewältigen, sind bereits jetzt jedoch zu 400 Milliarden Abfragen täglich im Stande.

Im Rahmen der Projektinitiative „Titan“ will VeriSign die Kapazitäten für .com- und .net bis 2010 nochmals verzehnfachen und auch auf diese Weise sicherstellen, dass, wie in den letzten elf Jahren, auch in Zukunft eine 100prozentige Ausfallsicherheit gewährleistet ist; gerade letzteres bleibt von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt, ist indes keineswegs selbstverständlich.

Vor diesem Hintergrund bleibt der Fokus von VeriSign nach Angaben von Wann auf die Sicherheit und Stabilität des Domain Name Systems gerichtet, ein Kernpunkt, dessen Wichtigkeit auch ICANN immer wieder betont. Daneben sei für VeriSign grundsätzlich denkbar, dass man als Backend-Provider für neue TLDs tätig werde; so begrüssenswert neue Endungen sind, so müsse jedoch auch für diese TLDs gelten, dass sie stabil funktionieren und international erreichbar sind. Eine Festlegung, welche neue TLD besonders erfolgreich sein könnte, wollte Wann nicht treffen: „Das wird der Markt regeln“. Auf dem Secondary Domain Market muss sich schließlich niemand vor VeriSign fürchten; laut Wann wird sich VeriSign hier immer klar im Rahmen der Verträge mit ICANN bewegen.

Den aktuellen Domain Name Industry Brief finden Sie hier.

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