Die US-Regierung hat Gespräche über die Höhe der .com-Gebühren angekündigt: auf Initiative der National Telecommunications and Information Administration (NTIA) will man mit der Registry Verisign Inc. einvernehmlichen Lösungen suchen.
Seit dem Jahr 2001 verwaltet VeriSign mit .com die wohl wertvollste Ressource im Domain Name System (DNS). Und daran wird sich auch in nächster Zukunft nichts ändern. Wie die NTIA in einem Schreiben vom 02. August 2024 ankündigte, will man das sogenannte »Cooperative Agreement« mit VeriSign erneuern. Damit widersetzt sich die NTIA, die dem US-Handelsministerium untergeordnet ist, öffentlichen Forderungen insbesondere des American Economic Liberties Project, des Demand Progress Education Fund und des Revolving Door Project; sie hatten von der NTIA verlangt, VeriSign eine schriftliche Mitteilung über die Nichtverlängerung des »Cooperative Agreement« zukommen zu lassen, um den Vertrag vollständig zu beenden und den Prozess für ein offenes Bieterverfahren auf dem freien Markt einzuleiten. Gemeinsam mit ICANN und VeriSign würde die NTIA ein »incestuous legal triangle« bilden, das VeriSign erlaube, übermäßige Gewinne zu erzielen, ohne ein besseres Produkt oder einen besseren Service anzubieten. Zuletzt hatten auch drei republikanische Vertreter des US-Repräsentantenhauses die Möglichkeit aufgeworfen, dass sich VeriSign einer öffentlichen Ausschreibung stellen muss. Die NTIA betonte jedoch nun, dass für sie die »security, stability, and resilience« des DNS von größter Bedeutung sei und im öffentlichen Interesse liege. Man beabsichtige daher, die Vereinbarung mit VeriSign zu verlängern, so NTIA Assistant Secretary Alan Davidson.
Zugleich machte er jedoch die Tür auf für Gespräche über die Höhe der .com-Gebühren. Derzeit ist VeriSign berechtigt, in den letzten vier Jahren jeder sechsjährigen Vertragsperiode den Höchstpreis, den man für die jährliche Registrierung oder Verlängerung einer .com-Domain erhält, um bis zu sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr anzuheben; dieses Recht hat VeriSign bisher stets vollumfänglich ausgeschöpft. Daher gibt die NTIA dem öffentlichen Druck ein Stück nach. Davidson erklärt:
At the same time, in light of recent public inquiries, NTIA has questions related to pricing in the .com market. We are therefore pleased that Verisign has agreed to discussions regarding .com pricing and the health of the .com ecosystem, including retail and secondary markets. The parties will discuss possible solutions that benefit end-users, both businesses and consumers, and serve the public interest. To inform these conversations, NTIA will draw on the expertise of its federal government partners as appropriate.
Die Reaktion von VeriSign durch VeriSign CEO Jim Bidzos folgte prompt:
We have observed that our capped .com price increases have not always been passed through to benefit end-users and therefore we welcome an opportunity to have this important discussion. We are prepared to consider structures to address this and other issues, including ways to make .com pricing more predictable for the channel as part of it.
Wann diese Gespräche stattfinden und ob sie tatsächlich zu einer weiteren Gebührenbegrenzung führen, ist derzeit aber völlig offen.
Zu den Kernargumenten von VeriSign gegen eine Änderung der aktuellen Regelungen zählt, dass zahlreiche Domain-Registrare die Gebühren weit mehr erhöht haben als VeriSign selbst. Damit werde der Profit je Domain gesteigert, auch wenn die Zahl der registrierten Domains gleich bleibe oder – wie seit einigen Monaten bei .com der Fall – sogar sinke. Zudem würden Domains im Sekundärmarkt häufig zu Preisen verkauft, die weit über den üblichen Registrierungsgebühren liegen. Jedenfalls für den 01. September 2024 ist klar: die Einkaufspreise für .com steigen wie geplant von US$ 9,59 auf US$ 10,26. Und die nächste Präsidentenwahl in den USA kommt bestimmt.