Dunkle Wolken bei VeriSign: die Verhandlungen zwischen der Registry und der US-Regierung um die Verlängerung des .com/.net-Vertrages machen zusätzliche Prüfungen erforderlich. Und auch bei den Registrierungszahlen waren die Zeiten schon besser.
Noch bis zum 30. November 2012 läuft der aktuelle Vertrag, der VeriSign Inc. die Verwaltung von .com sowie .net und damit Einnahmen in Millionenhöhe sichert. Eine Vertragsverlängerung schien schon im April diesen Jahres reine Formsache: Wie bisher sieht auch der Entwurf des neuen Vertrags vor, dass VeriSign innerhalb der kommenden sechs Jahre die Gebühren vier Mal anheben darf, wobei jede einzelne Anhebung auf maximal sieben Prozent gedeckelt ist. Ausgehend von US$ 7,85 pro .com-Domain im Jahr 2012 bietet der Vertrag somit für VeriSign die Möglichkeit, auf die gesamte Vertragslaufzeit bis 30. November 2018 die Gebühren auf maximal US$ 10,29 und damit um bis zu 31 Prozent zu erhöhen. Zusätzlich erhält ICANN anstelle des bisherigen jährlichen Pauschalbetrages von US$ 4,5 Millionen für jede registrierte, verlängerte oder übertragene .com- oder .net-Domain eine Gebühr von US$ 0,25.
Doch während ICANN bereits grünes Licht signalisiert hat, sieht das US-Wirtschaftsministerium die Verlängerung deutlich kritischer. In einer Mitteilung gab VeriSign bekannt, dass die Prüfung durch die US-Regierung wohl nicht vor Ende November 2012 abgeschlossen werde; das Wirtschaftsministerium werde vielmehr gemeinsam mit dem Justizministerium die Preiserhöhungen genauer unter die Lupe nehmen. In einer Telefonkonferenz mit Finanzanalysten verweigerte VeriSign-CEO Jim Bidzos jede Aussage dazu, ob dies nun zu geringeren Preiserhöhungen führen könnte. Zudem wurde bekannt, dass »legal costs« im Zusammenhang mit den Verhandlungen mit der US-Regierung und dem Programm zur Einführung neuer Top Level Domains zu um US$ 3,9 Mio. erhöhten Ausgaben geführt haben. Der Registry-Betrieb selbst ist durch diese zusätzlichen Prüfungen nicht gefährdet, da die bisherigen Regelungen für voraussichtlich sechs weitere Monate fortgelten. An der Börse kamen diese Nachrichten dennoch schlecht an, der Aktienkurs von VeriSign gab um 14 Prozent nach.
Für VeriSign kommen diese Diskussionen zur Unzeit, denn allmählich scheint auch das Wachstum von .com und .net an Grenzen zu stossen. Aktuell sind zwar allein unter diesen beiden Endungen etwa 120 Mio. Domains registriert; doch während es bis zum Jahr 2008 noch deutlich zweistellige Wachstumsraten pro Quartal gab, bewegen sich die Zuwächse seither zwischen lediglich sieben und neun Prozent. VeriSign macht dafür unter anderem geänderte Algorithmen bei Suchmaschinen verantwortlich, welche die Domain-Monetarisierung beeinflussen, sowie makroökonomische Entwicklungen vor allem in Europa. Doch ganz so schlecht sind die Aussichten für VeriSign nicht: sollte ICANN zustimmen und die Aufhebung der bisher strikten Trennung zwischen Registry und Registrar beschliessen, könnte das US-Unternehmen bald schon selbst .com-Domains an die Endkunden verkaufen.