Der US-Internetdienstleister Google Inc. hat das nächste Kapitel in seiner noch jungen Geschichte als Domain-Registrar aufgeschlagen: vor wenigen Tagen hat das Unternehmen mit der Beta-Phase für „Google Domains“ begonnen. Das Angebot ist vorerst auf den US-amerikanischen Markt beschränkt.
Im Juni 2014 startete Google die erste Testphase für »Google Domains«. Allein die Ankündigung löste in der Domain Name Industry ein Erdbeben aus; angesichts der Marktmacht von Google war sogar vom »GoDaddy-Killer« die Rede, dem bisher mit deutlichem Abstand grössten Domain-Registrar der Welt. Ganz überraschend kam der Schritt nicht; ICANN führt Google schon seit dem Jahr 2009 als akkreditierten Registrar für Internetadressen mit den Endungen .biz, .com, .info, .name, .net, .org und .pro. Zudem hat sich Google über das Tochterunternehmen Charleston Road Registry Inc. um insgesamt 101 Domain-Endungen wie .app, .book, .shop und .web beworben. Der Start in die BetaPhase ist somit der nächste logische Schritt, auch wenn Google das Geschäft nicht neu erfindet: für die in den USA marktüblichen US$ 12,– können .com und .net-Domains für ein Jahr registriert werden. Daneben stehen ausgewählte neue TLDs wie zum Beispiel .builders, .contractors, .kitchen oder .plumbing zu teilweise deutlich höheren Preisen im Angebot; die Endung .haus schlägt zum Beispiel mit US$ 110,– zu Buche.
Darüber hinaus bietet Google an, die Domains entweder jährlich zu verlängern oder gleich für die Dauer von bis zu zehn Jahren zu registrieren. Inklusive ist unter anderem »email forwarding«, ein »WHOIS Privacy«-Dienst sowie einfache Management-Tools wie Domain-Locking und die Eintragung von MX-Records. Kostenpflichtige Zusatzdienstleistungen bieten unter anderem Partner wie Squarespace, Weebly und Wix an; zudem verspricht Google eine unkomplizierte Verknüpfung mit eigenen Diensten, wie etwa dem Blog-Anbieter Blogger. Im Vergleich zu den vielfältigen Angeboten etablierter Registrare wirkt Google Domains gleichwohl bisher eher rudimentär. Für Rückfragen steht ein Support zur Verfügung, vorerst aber nur von Montag bis Freitag von 09.00 bis 21.00 Uhr (EST). Schließlich bleibt die Registrierung bis auf Weiteres nur Kunden in den USA möglich; wann die Beta-Phase endet und auch Personen mit Sitz in Europa zugelassen werden, ist öffentlich noch nicht bekannt.
Die Konkurrenz reagiert bisher gelassen. Vertreter von GoDaddy räumten ein, ein Auge auf den Konkurrenten geworfen zu haben; sie vertrauen aber auf ihre jahrelange Erfahrung, die den Kunden schnellen und zuverlässigen Support sichert. Nach Meinung von Michael Goul, Professor an der Arizona State University, sei völlig offen, ob Google als »full-service«-Anbieter auftreten werde. Zwar sei Google ein mächtiger Konkurrent, aber in vielen verschiedenen Geschäftsfeldern tätig; in der Domain Name Industry beherrschen jedoch Spezialisten den Markt. Richard Lau, Gründer der Domain-Konferenz NamesCon, sah es pragmatisch: der wirkliche Gewinner sei letztlich der Endkunde.