Was bringt das Jahr 2019 für die Domain Name Industry? Nach einem netzpolitischen Ausblick vergangene Woche hilft uns dieses Mal Dirk Krischenowski, Gründer und Geschäftsführer der dotBERLIN GmbH & Co. KG, die kommenden zwölf Monate zu planen.
Krischenowski, der dem Journalisten David Goldstein für dessen »Domain Pulse Q&A«-Interview-Serie Rede und Antwort stand, ist in der Branche kein Unbekannter. Er hat sich auf geographische Top Level Domains (geoTLDs) spezialisiert und verfügt über mehr als ein Jahrzehnt an Erfahrung in der Entwicklung und dem Betrieb digitaler Identitäten für Städte, Bundesländer und Regionen. Demgemäß nimmt er mit Freude zur Kenntnis, dass sowohl neben den .brands auch die geoTLDs an Gewicht und Stimme innerhalb ICANNs gewonnen haben. Allerdings sieht Krischenowski auch mit Sorge, dass Markenunternehmen nur zögernd von der eigenen Endung aktiv Gebrauch machen. Zudem ist nicht zu verkennen, dass .com und die lokalen ccTLDs den Markt dominieren, so dass nTLDs lediglich eine untergeordnete Rolle spielen; letzteres wird sich nach Ansicht von Krischenowski weder kurz- noch mittelfristig ändern.
Für 2019 freut sich Krischenowski darauf, an ICANNs Kernaufgabe der Zuteilung und Übertragung von Domain-Namen und damit an einer neuen TLD-Runde mitzuarbeiten. Ein konkretes Startdatum nennt er nicht. Zugleich ist es für ihn skandalös, dass sieben Jahre nach dem Start der Einführungsrunde immer noch 32 Bewerbungsverfahren nicht abgeschlossen sind. Großes Potential für neue Endungen sieht Krischenowski unverändert in geoTLDs; Städte und Regionen mit geoTLD müssten noch lernen, welchen Rohdiamanten sie in ihrem Marketing-Werkzeugkasten haben. In der seit Jahren streitigen Frage der Verwendung der Erlöse aus den ICANN-Auktionen spricht sich Krischenowski dafür aus, dass sie ausschließlich zum Zwecke der weltweiten Vermarktung von Domain-Namen im Zeitalter der Digitalisierung verwendet werden; da ICANN von den Gebühren lebt, komme dies so letztlich der Internet-Verwaltung zu Gute. Eine schwierige Zukunft sagt er einigen ICANN-Regularien voraus, die etwa durch die Datenschutzgrundverordnung oder nationale Regelungen herausgefordert werden; namentlich erwähnt er »cross-ownership«, also die Beteiligung von Domain-Verwaltungen (Registries) an Domain-Registraren, und »wildcarding«, also interpretationsfähige Einträge im Domain Name System.
Was schließlich die Relevanz von Domain-Namen betrifft, so müssen sie sich nach Ansicht von Krischenowski dem Wettbewerb kostenloser Werkzeuge wie Social Media, Messenger-Programmen, Webseiten-Baukästen und Spracherkennungssoftware stellen. Wer aber seinen Job professionell erledigen wolle, für den sei die eigene gute Domain wichtiger als je zuvor. Es sei kein Einzelfall, dass Risikokapitalgeber US$ 100.000,– zur Verfügung stelle, um einen vermarktbaren Domain-Namen zu erwerben. Aus berufenem Mund wird uns also bestätigt: Domain-Namen werden uns noch viele Jahre begleiten.