Blockchain

Domain-Registrar Namecheap startet »Handshake domain names« als Konkurrenz zum WWW

Der in Phoenix (US-Bundesstaat Arizona) ansässige Domain-Registrar Namecheap hat damit begonnen, Blockchain-basierte Domains anzubieten. Die »Handshake domains« genannten Adressen sind jedoch nur über technische Umwege nutzbar.

Mit rund 14 Millionen verwalteten Domain-Namen zählt Namecheap zu den Schwergewichten der Branche. Umso mehr ließ eine Pressemeldung mit dem Titel »The Decentralized Internet of the Future is Here!« aufhorchen. Darin wirbt der US-Registrar für so genannte »Handshake domain names« (HNS); dahinter steckt ein Peer-to-Peer Netzwerk, das auf der Blockchain-Technik basiert, also eine dezentrale verkettete Folge von Datenblöcken, die über die Zeit weiter fortgeschrieben wird und insbesondere bei Kryptowährungen zum Einsatz kommt. Im Fall von Namecheap handelt es sich um Domains unter insgesamt elf verschiedenen Endungen, nämlich .p, .pgp, .sox, .elite, .ill, .saas, .creator, .oh, .oo, .oot und .orb. Sie sind zu Preisen zwischen EUR 7,66 und 29,85 im Jahr erhältlich und erinnern auch insoweit an die klassische Domain-Namen unter TLDs wie .com, .net oder .de. Namecheap versteht die elf Endungen aber als »new approach to domain name ownership«, der »traditional organizations and registry oversight« umgeht und den Inhabern mehr Kontrolle und mehr Inhaberschaft an ihren Domains und ihren Webseite verspricht.

In der Praxis bedeutet dies, dass die meisten Browser ohne Änderung an den Einstellungen nicht in der Lage sind, diese HNS aufzurufen. Darauf weist Namecheap auch hin und schlägt parallel einen Umweg vor, wie sie dennoch genutzt werden können. Dazu ist ein sogenannter Resolver nötig, der beispielsweise per Browser-Erweiterung angesteuert werden kann (erwähnt werden Bob Wallet und LinkFrame für Chrome und Resolvr für Firefox). Der praktisch einfachste Weg dürfte sein, die gewünschte Domain über die Adresszeile der Website hns.to anzusteuern; dazu sind weder Erweiterungen noch Änderungen an den Grundeinstellungen des Browsers notwendig. Allerdings kratzen derartige alternative Angebote an den Grundfesten des Netzes. »Ein einheitliches System ist die Basis des Internets«, meinte bereits 2001 Sabine Dolderer, bis 2007 Geschäftsführerin der DENIC eG. Globale Erreichbarkeit, Stabilität, Eindeutigkeit und Verlässlichkeit waren schon damals (und sind noch heute) Voraussetzung dafür, dass sich das Internet zu dem universalen Kommunikations- und Informationsmedium entwickeln konnte. Wer also derartige Domains registriert, muss wissen, dass er für den weit überwiegenden Teil der Internetnutzer nicht erreichbar ist.

Namecheap versteht das Angebot dieser »Handshake domains« sehr wohl als Angriff auf ICANN:

Handshake hopes to operate independently of ICANN and offer an unlimited selection of top-level domains.

Daher ist die Ankündigung, dass den aktuell elf alternativen Domain-Endungen weitere folgen, durchaus ernst zu nehmen. Offizielle Statistiken, wie viele Domains unter solch einer »Handshake domain« registriert sind, gibt es noch nicht. Sollte die Nachfrage ausbleiben, könnten sie aber auch rasch wieder aus den Namecheap-Regalen verschwinden.

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