UA

WhatsApp nutzt unvollständige TLD-Listen bei der Verarbeitung von Domains

Die mangelhafte Unterstützung neuer Top Level Domains in Software-Anwendungen wie dem Messenger-Dienst WhatsApp liegt möglicherweise allein daran, dass veraltete Daten genutzt werden. Das berichtet ein Mitarbeiter der .tube-Registry Latin American Telecom LLC.

Spätestens mit dem nTLD-Programm im Jahr 2012 hat sich die Domain-Landschaft gemessen an der Zahl der verfügbaren TLDs, der TLD-Zeichenlänge und der verfügbaren Skripte erheblich verändert. Mittlerweile stehen mehr als 1.200 Domain-Endungen zur Auswahl, eine Vielzahl davon frei zugänglich. Doch während etablierte Zwei- und Drei-Zeichen-TLDs wie .de oder .com unproblematisch sind, wird nicht jede Top Level Domain von allen Internet-Clients wie Webbrowsern, eMail-Programmen und Routern akzeptiert. Universal Acceptance (UA) gilt deshalb als Grundvoraussetzung für den weiteren Ausbau des Internets; durch UA will ICANN sicherstellen, dass jedermann weltweit die soziale und wirtschaftliche Macht des Internets mit der von ihm gewählten Domain erleben kann, die am besten zu seinen Interessen, seinem Geschäft, seiner Kultur, seiner Sprache und seiner Schrift passt. Rami Schwartz von der .tube-Registry Latin American Telecom LLC fand nun heraus, dass der Messengerdienst WhatsApp – der nach Unternehmensangaben weltweit über zwei Milliarden aktive Nutzer hat – zahlreiche neu eingeführte Endungen wie .africa, .amazon oder .tube in Domains nicht als Link erkennt (»linkifying«). Gibt ein Nutzer zum Beispiel die Domain nic.tube in WhatsApp ein, erscheint sie daher als bloßer Text, obwohl sie bereits am 07. Januar 2016 delegiert wurde. Zwar kann man das umgehen, indem man https:// oder www. vor die Domain setzt (und damit sogar nicht existente Domain-Namen wie https://nic.vladimirputinwar verlinken); andere neu eingeführte Endungen wie .london, .microsoft oder .xyz werden jedoch auch ohne diesen Umweg als Link dargestellt.

Die weiteren Recherchen von Schwartz förderten zu Tage, dass alle Domains mit nTLDs, die vor November 2015 delegiert wurden, verlinkt werden. Bei Domains mit nTLDs, die erst nach Dezember 2015 delegiert wurden, bleibt das »linkifying« dagegen aus. Der dazwischen liegende Zeitraum gilt als Graubereich, in dem rund die Hälfte der nTLDs korrekt als Link dargestellt werden. So wird zum Beispiel .audi (delegiert am 17. November 2015) nicht korrekt dargestellt, .broadway (delegiert am 16. November 2015) schon. Dieses Ergebnis hat Schwartz in einer Excel-Liste zusammengefasst und bei github.com veröffentlicht; prompt folgte eine rege Diskussion. Derzeit deutet vieles darauf hin, dass eine Bibliotheksdatei im Betriebssytem Android eine Liste gültiger nTLDs verwendet, die seit dem 24. November 2015 nicht mehr aktualisiert wurde. Jede App, die sich auf Android verlässt, um eine Top Level Domain zu validieren, kann daher für das Problem anfällig sein – jede TLD, die jünger als sieben Jahre ist, wird nicht validiert. Schwartz berichtet weiter, dass er die gleichen Probleme mit der Facebook-App auf Android-Geräten erlebt hat. Für ihn ist eine Lösung des Problems existentiell, da er .tube-Domains in URL-Verkürzern vermarkten will, also in Werkzeugen wie Bitly, Short.io oder Ow.ly, die lange und komplexe URLs in kürzere Links umwandeln. Schwartz meint:

I can’t launch this now if it’s not going to work in WhatsApp, if it’s not going to work in Facebook.

Schwartz hat nach eigenen Angaben sowohl Meta Platforms Inc. als auch die Internet-Verwaltung ICANN und die 2015 ins Leben gerufene Universal Acceptance Steering Group (UASG) informiert. Dort soll man lediglich darauf hingewiesen haben, nichts tun zu können; eine offiziell bestätigte Stellungnahme von ICANN gibt es aber bisher nicht.

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