Neue TLDS

droht eine wahre Lawine?

Die Meinungen zu den neuen Top Level Domains gehen weit auseinander, von „überflüssig“ über ein ironisches „Tausende kommen“ bis hin zum großen Interesse der Brand-Unternehmen sind alle Meinungen vertreten. Fragt sich also: werden die neuen TLDs ein Erfolg oder werden sie der Staub und Schmutz im Getriebe des Internets?

Die nTLD-Roadshow von ECO, dem Verband der deutschen Internetwirtschaft eV, ist beendet und als Echo auf die Veranstaltungen in vier deutschen Großstädten zeigen sich die Sponsoren EPAG und Minds + Machines, die in einem Paket Unternehmungen bei der Planung, Anmeldung und Realisierung einer eigenen Top Level Domain beraten und unterstützen, hoch erfreut: rund 250 namhafte Unternehmen nahmen an den Veranstaltungen teil und zeigten reges Interesse an den neuen Domain-Endungen. EPAG und Mind + Machines teilten in einer Presseinformation mit, dass eine erhebliche Nachfrage seitens deutscher Unternehmen an neuen Top Level Domains besteht. Über die Notwendigkeit solcher Domains ist damit freilich nichts gesagt. So zeigt John Levine in einem Artikel bei circleid.com, wofür die neuen Top Level Domains gut sind: man kann mit ihnen schnelles Geld machen, Idealisten haben ihre Freude dran, sie sorgen für Zertifizierung (aber das hat ja auch bei .coop und .museum schon nicht geklappt) und schließlich lässt sich das Branding mit ihnen stärken. Letzten Endes stellt Levine gar fest, sind die nTLDs überflüssig.

Hinzu kommen die enormen Kosten einer Bewerbung und dem späteren Betrieb einer nTLD. Wie Dirk Krischenowski, Mitgründer der dotBerlin GmbH und Co. KG und von DotZone, laut zdnet.de erklärte, dürften die Kosten einer Top Level Domain leicht eine halbe Million Euro betragen und laufende Kosten von jährliche EUR 100.000,– hervorrufen. Und entgegen der Einschätzung von EPAG und Minds + Maschines scheint das Interesse deutscher Unternehmen keineswegs groß; vielmehr sei, so wieder zdnet.de, derzeit noch nicht viel Aktivität in Sachen TLD zu verzeichnen. Eine andere Rechnung macht ein Mitarbeiter der Grange Project Management Group (gpmgroup.com) auf: Die Marketingentwicklung für Internetangebote weist eine Verkürzung der kommunizierten Internetadresse von http://www.brand.com über www.brand.com zu brand.com auf. Der logische nächste Schritt geht zu .brand. Die dabei entstehenden Anmelde- und Betriebskosten führen zu Premiumendungen, die dem Nutzer anzeigen: wer rechts vom Punkt steht, ist ein großes und wichtiges Unternehmen, und das Branding gegenüber Kennzeichen, die links vom Punkt stehen, stärker.

Die neuen Top Level Domains werden kommen; ob die ersten Anmeldungen bereits Anfang nächsten Jahres angenommen werden, ist fraglich. So oder so werden zunächst nur wenige Anmelder an ICANN herantreten; der organisatorische und finanzielle Aufwand ist zu groß, die Erfahrungen gering. Doch sind die ersten neuen Endungen erst aktiv und steht die erste Marke rechts vom Punkt, wird sich langsam eine Lawine in Bewegung setzen. Die ironische Einschätzung von Rick Latona, es werde ein Landrush einsetzen, wie man ihn bei der Einführung neuer Endungen bisher nicht gekannt hat, bleibt Ironie, aber die Zahlen, denen man tatsächlich begegnen wird, werden sehr beachtlich sein. Die Frage, ob neue TLDs sinnvoll oder überflüssig sind, stellt sich dann nicht mehr.

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