Die Domain-Beratungsunternehmung TLDz (tldz.com) stellt in einem »String Contention Survival Guide 2026« kurz und prägnant dar, worum es sich bei »String Contention« handelt und wie sich das auf die Kosten der Bewerbung um eine neue Top Level Domains auswirken kann.
Die 2023 von Christa Taylor und Martin Sutton gegründete TLDz bietet Dienstleistungen im Bereich von Domain-Strategie, Marketing, Vorbereitung auf eine TLD-Bewerbung und Geschäftsmodellentwicklung an. Mit dem aktuell vorgelegten »String Contention Survival Guide 2026« will der in Dublin (Irland) niedergelassene Dienstleister über die wirklichen Risiken einer gTLD-Bewerbung in der zweiten Runde nach 2012 aufklären. Wir haben uns den Guide angeschaut und können vorab mitteilen: den braucht es nicht. Bereits auf der Einführungsseite findet man alle Informationen, um das notwendige Verständnis für das Verfahren und die damit möglicherweise einhergehenden Probleme zu gewinnen. Als kleinen Bonus kann man natürlich unter Angabe des eigenen Vornamens und einer eMail-Adresse den prägnanten und unterhaltsamen »String Contention Survival Guide 2026« herunterladen.
ICANN sieht für die Bewerbungsrunde 2026 um neue generische Top Level Domains unter anderem den »String Contention« (Zeichenfolgenkonflikt) vor, der im »Module 4« des Applicant Guidebook (AGB) beschrieben wird. Ein Zeichenfolgenkonflikt tritt auf, wenn eine oder mehrere beantragte Zeichenfolgen identisch (»direct contention«), ähnlich oder eine Variante einer anderen Zeichenfolge sind (»indirect contention«), die von einem anderen Antragsteller beantragt wurde. Diese konkurrierenden Zeichenfolgen bilden jeweils eine Konfliktgruppe, die in verschiedenen Phasen des Antragsverfahrens identifiziert werden kann. Eine solche Konfliktgruppe durchgeht eine Prüfung, die je nach Bewerber oder Bewerbung letztlich in einer für die Beteiligten unter Umständen teuren Auktion enden kann. Dass eine Auktion das eigene geplante Budget weit übertreffen kann, zeigen Auktionen im Rahmen der ersten Bewerbungsrunde 2012: die Endung .shop ging für US$ 41,5 Mio. an die japanische GMO Registry Inc., .app hatte 13 Bewerber und ging nach einem harten Bieterverfahren für US$ 25 Mio. an Google. TLDz empfiehlt zur Umgehung einer Auktion, die Endung, um die man sich bewerben will, als Community-String aufzubauen: Wenn die Bewerbung eine klar definierte und organisierte Gemeinschaft repräsentiert, wird sie bevorrechtigt behandelt. Der Aufwand für eine Gemeinschaftsendung ist höher als bei allgemeinen Endungen, doch erspart einem die bevorzugte Behandlung eine Auktion. Unter den knapp 1.930 Bewerbungen in 2012 waren 84 Gemeinschaftsendungen; die, die als Gemeinschaftsendungsbewerbung akzeptiert wurden, umgingen ein Auktionsverfahren.
ICANN hat sich aber auch eine Alternative zur Umgehung einer Auktion von identischen oder ähnlichen Endungen ausgedacht: den »Replacement-String« (die Ausweichendung). Bewerber können – mit der Bewerbung – eine zweite Endung angeben, auf die sie ihre Bewerbung innerhalb eines Zeitrahmens umstellen dürfen, soweit Identität oder Ähnlichkeit mit einer anderen Bewerbung besteht. Da die Investition in die Bewerbung und die Nutzung der erfolgreich in die Root Zone eingetragenen Endung bereits deutliche Kosten verursacht, sollte man nicht halbherzig bei der Wahl der Ausweichendung sein. Mit dieser Änderung des Bewerberverfahrens geht allerdings auch die Änderung einher, dass zwischen den Bewerbern keine inoffiziellen Abmachungen getroffen werden dürfen, um teuren Auktionen aus dem Weg zu gehen. Auszahlungen von Millionenbeträgen von Bewerber an Bewerber waren in der ersten Runde 2012 noch üblich. Mit dieser Möglichkeit kamen einige Bewerbungen um populäre Endungen allein mit der Absicht auf das Feld, sich von ernsthaften Bewerbern auszahlen zu lassen. Das ist jetzt nicht mehr möglich.
Das eigentliche »String Contention« endet in einem Auktionsprozess. Teilnehmen kann, wer den gesamten Bewerbungsprozess erfolgreich durchlaufen hat. Das heißt, der Bewerbungsprozess als solcher ist erfolgreich durchlaufen, geltend gemachte Einsprüche und Beschwerden sind geklärt, alle Bewertungsanfechtungen sind abgeschlossen (siehe Modul 4.6.2 des AGB). Die Auktion läuft dann nach dem Prinzip »ascending-clock, second-price« ab: der Preis steigt in Stufen langsam an und Bewerber steigen aus, wenn der Preis für sie zu hoch wird. Die Auktion endet, wenn nur noch ein Bieter vorhanden ist. Der Bieter mit dem höchsten Gebot gewinnt die Auktion und zahlt das zweithöchste Gebot. Während Teilnehmer einer »Direct Contention« je Gruppe eine eigene Auktion haben, kommen Bewerber einer »Indirect Contention« in eine gemeinsame Auktion, weshalb es bei letzterer mehrere Gewinner geben kann.
TLDz bietet mit dem Artikel gTLD String Contention: Welcome to the Hunger Games of 2026 einen kurzen und einprägsamen Überblick über Herausforderungen einer Bewerbung um eine Top Level Domain in der zweiten Runde 2026, der sich noch durch den »String Contention Survival Guide« unterhaltsam abrunden lässt. Aber auch das AGB von ICANN in der aktuell adaptierten Fassung vom Mai 2025 ist nicht minder klar und kurz gefasst, informiert allerdings über das gesamte Bewerbungsverfahren. Auf diese Lektüre muss man sich letzten Endes einlassen.