Am 1. März um 10.00 Uhr war es soweit: die DENIC öffnete ihre Schleusen für den Beginn der Registrierung von Umlaut-Domains. Und nach 64 Sekunden war schon wieder alles vorbei. Die DENIC stoppte die Annahme der Bestellungen.
Aus welchen Gründen ist offen; nach offiziellen DENIC-Angaben gab es „technische Probleme“. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits rund 2.500 Umlaut-Domains registriert, überwiegend so genannte Top-Domains wie etwa börse.de, möbel.de oder büro.de. Da praktisch alle Top-Domains an eine Handvoll kleinerer DENIC-Mitglieder vergeben wurden, schossen hier natürlich die Spekulationen ins Kraut und diverse „Verschwörungstheorien“ machten die Runde. Hier wird sich die DENIC in den nächsten Wochen sicher noch einige unangenehme Fragen gefallen lassen müssen, insbesondere warum man anstelle eines fairen und durchschaubaren „Landrush-Round-Robin“-Verfahrens sich für eine so genannte „Live Queue“ entschieden hat.
Um 15.00 Uhr erfolgte dann ein erneuter Start der Umlaut-Registrierungen. Diesmal hatte man offenbar genug technische Kapazitäten zur Verfügung gestellt. Insgesamt gingen bei der DENIC innerhalb von einigen Stunden rund 600.000 Domain-Bestellungen ein, wovon rund 130.000 Umlaut-Domains erfolgreich registriert werden konnten. Für die DENIC war dies wohl eine historisch einmalige Situation, die alles in allem zumindest aus technischer Sicht gut bewältigt werden konnte.
Kritikwürdig ist jedoch die Tatsache, dass einige kleinere DENIC-Mitglieder offenbar ausschließlich eigene Top-Domains im Rahmen einer „Privat-Queue“ zur Anmeldung brachten, also überhaupt keine Bestellungen von Endkunden annahmen, sondern sich lediglich darauf konzentrierten, selbst Domains zu Spekulationszwecken zu registrieren und zu horrenden Preisen weiter zu verkaufen. Inwieweit dieses Vorgehen mit der genossenschaftlichen Struktur der DENIC vereinbar ist, wird wohl die DENIC-Rechtsabteilung in den nächsten Wochen prüfen müssen. Es erscheint insbesondere unter wettbewerbsrechtlichen bzw. kartellrechtlichen Gesichtspunkten angreifbar.
Die Registrare / Provider hätten sich zudem von der DENIC eine bessere Aufklärungsarbeit gewünscht: So wurde so gut wie gar nicht darauf hingewiesen, dass rund 90% aller Internet-Nutzer die Umlaut-Domains derzeit gar nicht nutzen können, denn der weit verbreitete Internet Explorer von Microsoft ist nicht umlautfähig. Nur durch ein Plug-In von VeriSign kann dieser Mangel behoben werden. Und auch bei den allermeisten eMail-Clients müssen Domain-Inhaber sich vorerst mit der „xn--„-Version ihrer Umlaut-Domains zufrieden geben. Vielleicht kann DENIC – zumindest in dieser Hinsicht – ihre Informationspolitik verbessern.
Die Vergabe der Umlaut-Domains unter den Domain-Endung .ch und .li erfolgte dagegen relativ geräuschlos. Auch der Server der Vergabestelle SWITCH ist zwar zeitweise unter dem Ansturm in die Knie gegangen, insgesamt verlief aber alles zufrieden stellend. Die genauen „Zuteilungsquoten“ der einzelnen Registrare / Provider liegen noch nicht vor. Im .de-Bereich wird sie bei der united-domains GmbH etwa bei 40% bis 50% liegen, bei .ch und .li voraussichtlich knapp unter 60%.
Am 16. März starten dann auch die .info-Umlaut-Domains, und am 31. März schließlich .at.
Die Registrierung / Vorbestellung von Umlaut-Domains ist hier möglich.
Eine DENIC-Statistik zu Umlaut-Domains finden Sie hier.
Quelle: eigene Recherche, DENIC, heise.de