Der jüngste IDN-Marktbericht zeigt, dass die weltweite Einführung von internationalisierten Domain-Namen (IDNs) trotz zwei Jahrzehnten Infrastrukturentwicklung und politischer Unterstützung nur langsam voranschreitet. Das Projekt der Universal Acceptance (UA) hat noch einen weiten Weg vor sich.
Der »IDN Market Report 2025« basiert auf Daten von 365 Top Level Domains, davon 66 Länderendungen und 299 generische Endungen, und auf einer von Januar bis April 2025 durchgeführten Umfrage, die sich an Registries, Registrare und Interessierte aus der Domain-Branche richtete. Aus der Studie ergibt sich ein stagnierendes Wachstum von IDN-Registrierungen im Jahr 2024: die Werte waren im Median sowohl bei den länderspezifischen TLDs (-0,9 %) als auch bei den gTLDs (-5,5 %) negativ. Die europäischen ccTLDs waren besonders betroffen: 19 von 28 verzeichneten Rückgänge. Dabei werden von 79 Prozent der ccTLDs, die traditionell das lateinische Alphabet (ASCII) nutzen, auch IDN-Registrierungen angeboten. Wobei man im Blick halten muss, dass es allein 100 internationalisierte ccTLDs gibt, die grundsätzlich IDNs unterstützen. Bei den gTLDs gibt es etwa 800 Endungen mit lateinischem Alphabet, von denen 78 Prozent IDNs unterstützen. Diese werden ergänzt von ungefähr 90 internationalisierten gTLDs, die IDNs grundsätzlich anbieten. Die IDN-Registrierungen sind nach wie vor stark konzentriert, wobei nur zehn Top Level Domains etwa 75 % aller IDNs weltweit ausmachen: An erster Stelle steht die russische Endung .рф mit 761.000 Registrierungen, gefolgt von .com (754.000), .de (637.000), .cn (537.000) und der chinesischen .中国 (185.000).
Die Umfrage in der Domain-Industrie zeigt, dass der Bekanntheitsgrad von IDNs in allen Regionen begrenzt bleibt. In Asien sowie in Nord- und Südamerika ist der Bekanntheitsgrad geringer als in Teilen Europas. Die Studie führt den Rückgang von Registrierungen und die mangelnde Bekanntheit auf weiterhin bestehende technische Kompatibilitätsprobleme, ein geringes öffentliches Bewusstsein, festgefahrene Nutzergewohnheiten (die Domains mit lateinischer Schrift bevorzugen) und eine allgemeine Wahrnehmung von geringem Wert der IDNs zurück. Was die technische Unterstützung betrifft, so unterstützten die meisten Registries inzwischen IDN-Registrierungen, doch gibt es noch Lücken bei den Backend-Systemen, der Unterstützung von eMail und der Anzeige von IDNs in zwei Formaten. Keine ccTLD garantiere die Unterstützung von eMail-Adressen mit internationalen Skripten (EAI).
Es zeigt sich auch mangelnde Motivation innerhalb der Domain-Industrie. So habe etwa ein Drittel der befragten Registries in den letzten Jahren nicht aktiv für IDNs geworben. Wenn Anstrengungen unternommen wurden, so betrafen sie in erster Linie Marketing, Aufklärung und Rabatte. Auf dem amerikanischen Kontinent zeige sich vielversprechendes Engagement durch Initiativen zur Universal Acceptance und die Bildung neuer Gruppen wie die Latin Diacritics working group (Arbeitsgruppe für Ergänzungszeichen im lateinischen Alphabet). Die Macher des Reports sehen Hoffnung für die Entwicklung von IDNs und eine Verbesserung der UA in der kommenden gTLD-Bewerbungsrunde, die 2026 startet. Sie sei eine wichtige Gelegenheit, das Wachstum wieder anzukurbeln und die öffentliche Wahrnehmung zu steigern. Der Wechsel von ICANNs Universal Acceptance Steering Group zur Coalition for Digital Impact weckt ebenfalls Hoffnung, dass neue Richtungen und Strategien zur Überwindung der seit langem bestehenden Akzeptanzhindernisse der Branche etabliert werden können. Die Aussichten sind insgesamt vorsichtig optimistisch.