Universelle Akzeptanz als Grundstein für ein mehrsprachiges Internet: Die Internet-Verwaltung ICANN hat bekanntgegeben, mit afrikanischen Universitäten eine Koalition für das digitale Afrika zu bilden, um die Internetinfrastruktur auf dem gesamten Kontinent zu stärken.
Bis in die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts reichen Bemühungen zurück, das Internet mit internationalisierten Domain-Namen (IDNs) für alle Sprachen dieser Welt zu öffnen. So wirklich ist ihnen der Durchbruch aber noch nicht gelungen: nach den zuletzt verfügbaren Zahlen des »IDN World Report« aus dem Jahr 2022 sind ausgehend von 363 Mio. registrierten Domains weniger als ein Prozent IDNs. Dabei bemühen sich vor allem die Betreiber von ccTLDs um deren Unterstützung: 79 Prozent aller ccTLD-Registries bieten IDNs, weitere vier bereiten deren Einführung vor. Ernüchtert hält der Report fest:
»None the less, awareness of internationalized domain names need improvement if they are to continue to be a viable option particularly for new and emerging economies.«
Grösste Herausforderung für IDNs bleibt die fehlende technische Unterstützung. Egal, ob Browser, eMail oder Webanwendung, nicht alle Applikationen sind IDN-fähig; nach wie vor wird das Domain Name System vom Zeichensatz des lateinischen Alphabets dominiert und schließt so die Nutzer anderer Sprachen häufig aus.
Die 2022 ins Leben gerufene Coalition for Digital Africa hat sich zum Ziel gesetzt, an dieser Schwäche zu arbeiten und Websites, Anwendungen und eMail-Systeme in afrikanischen Hochschuleinrichtungen für die Unterstützung aller Domains fit zu machen. Das Zauberwort lautet »Universal Acceptance« (UA); sie ermöglicht es, dass alle validen Domain-Namen unabhängig von Schrift, Sprache oder Zeichenlänge korrekt und einheitlich akzeptiert, validiert, gespeichert, verarbeitet und angezeigt werden. Und das ist für den Aufbau eines nützlicheren und leistungsfähigeren Internets in Afrika von zentraler Bedeutung, denn dort werden über 2.000 Sprachen gesprochen. Gemeinsam mit der Association of African Universities (AAU) will ICANN daher das Bewusstsein für UA in höheren Bildungseinrichtungen in Afrika schärfen. Diese Einrichtungen werden darin geschult, ihre Websites, Anwendungen und eMail-Systeme UA-fähig zu konfigurieren und die UA-Konzepte in ihre Lehrpläne einzubeziehen. Aktuell läuft bereits eine Ausbildungsphase, in der vor allem AAU-Mitglieder geschult werden; sie endet am 30. Juni 2023.
Professor Olusola Bandele Oyewole, Generalsekretärin der AAU sagte:
»Diese Arbeit legt wirklich den Grundstein für ein integrativeres Internet. Indem die Verwendung lokaler Sprachen und Schriften ermöglicht wird, können Benutzer hier in Afrika und auf der ganzen Welt für akademische Zwecke leichter online auf wichtige Inhalte zugreifen – von innerhalb des Kontinents und darüber hinaus.«