Universal Acceptance

ICANN und EURid kooperieren bei der Förderung internationalisierter Domain-Namen

Die Internet-Verwaltung ICANN und die .eu-Registry EURid haben sich auf ein Memorandum of Understanding (MoU) verständigt. Besonderes Anliegen ist es, internationalisierte Domain-Namen zu fördern und die »Universal Acceptance« zu stärken.

Bis in die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts reichen Bemühungen zurück, das Internet mit internationalisierten Domain-Namen (IDNs) für alle Sprachen dieser Welt zu öffnen. So wirklich ist ihnen der Durchbruch aber noch nicht gelungen: nach den zuletzt verfügbaren Zahlen des »IDN World Report« aus dem Oktober 2021 sind 8,2 Millionen IDNs registriert, also weniger als 2,5 Prozent der insgesamt weltweit registrierten Domain-Namen. Grösste Herausforderung für IDNs bleibt die fehlende technische Unterstützung. Egal, ob Browser, eMail oder Webanwendung, nur die wenigsten Applikationen sind IDN-fähig; auch weiterhin wird das Domain Name System also vom Zeichensatz des lateinischen Alphabets dominiert und schließt so die Nutzer anderer Sprachen häufig aus. »Universal Acceptance« (UA) soll die Nutzung von IDNs deshalb so selbstverständlich machen wie die jeder anderen Domain. Die Auswirkungen sind beträchtlich: nach einer Studie der Unternehmensberatung Analysys Mason im Auftrag von ICANN aus dem Jahr 2017 entgehen der Weltwirtschaft durch die fehlende Unterstützung von nTLDs und internationalisierten Domain-Namen (IDN) Umsätze in Höhe von rund US$ 10 Milliarden im Jahr.

Um das Domain Name System wirklich multilingual zu machen, haben sich ICANN und EURid nun darauf verständigt, ihre effektive, praktische und kooperative Arbeitsbeziehung auf Gebieten des gemeinsamen Interesses zu stärken. Im Mittelpunkt steht dabei die Förderung der UA, sei es durch technische Zusammenarbeit und Forschung, durch Schulungsmaßnahmen, durch Austausch mit der Community oder das Teilen von Informationen. EURid verfügt bereits über erhebliche Erfahrungen mit IDNs, betreibt man doch mit der griechischen und der kyrillischen Variante von .eu zwei internationalisierte Top Level Domains. Deren Erfolgsbilanz ist allerdings bescheiden: die griechische Variante kommt aktuell auf 2.700 registrierte Domains, die kyrillische Variante auf 1.320 registrierte Domains. Zur aktiven Förderung von Vielsprachigkeit im Internet gibt es für EURid jedoch keine Alternative. EURids General Manager Peter Janssen sagte:

»Enabling Internet users to use domain names and email addresses in local languages and scripts used globally is a key element.«

ICANN-CEO Göran Marby pflichtete bei:

»Supporting IDNs and Universal Acceptance is a priority for ICANN, and an important step toward an inclusive and multilingual Internet.«

Der »IDN World Report«, ein gemeinsames Forschungsprojekt von EURid, UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) und der .ru-Registry Coordination Center for TLD.RU/.РФm begrüsste den Abschluss des MoU als »significant milestone«. Die Bemühungen um UA bedürften einer Erneuerung und einer positiven Aufbruchstimmung. Das MoU sende hoffentlich ein Signal an alle anderen Interessensgruppen, sich auf IDNs und UA zu refokussieren. Welche konkreten Konsequenzen sich aus dem MoU ergeben und wann mit deren praktischer Umsetzung zu rechnen ist, blieb allerdings unklar. Es ist davon auszugehen, dass sich der Großteil der Arbeit auf internationale technische Standardisierungsgremien beschränkt; mit einer Flut neuer internationalisierter Top Level Domains ist dagegen eher nicht zu rechnen.

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