IDNs

ICANN-Report belegt schwindende Registrierungszahlen bei internationalisierten Domains

Die Internet-Verwaltung ICANN hat den jährlichen »Internationalized Domain Name (IDN) Annual Report« für 2022 veröffentlicht. Trotz einiger Fortschritte sinkt die Zahl der Registrierungen internationalisierter Domain-Namen beständig.

Bis in die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts reichen Bemühungen zurück, das Internet mit internationalisierten Domain-Namen (IDNs) für alle Sprachen dieser Welt zu öffnen. Auch bei ICANN arbeitet man daran, das Domain Name System (DNS) in lokalen Sprachen nutzbar zu machen und über den Zeichensatz des lateinischen Alphabets hinaus zu öffnen. Dabei gibt es durchaus Erfolge zu verzeichnen: So nutzt das Ministerium für Elektronik und Informationstechnologie der indischen Regierung die internationalisierte Domain एमईआईटीवाई.सरकार.भारत., in Russland waren während der Corona-Pandemie die staatlichen Informationen über стопкороновирус.рф abrufbar, und in China nutzt die Beijing ZHTY Technology Company die Domain 中航天业.网址. Doch in absoluten Zahlen bleiben IDNs aktuell noch Stiefkinder des DNS. So waren per 20. Dezember 2022 insgesamt 1.481 Top Level Domains delegiert; nur 152 davon waren internationalisiert. Etwas besser fällt das Verhältnis aus, wenn man allein auf Länderendungen (ccTLDs) blickt: hier waren von 309 ccTLDs immerhin 61 internationalisiert. Verbleibt der Bereich der gTLDs, der bei 1.172 gTLDs nur 91 IDNs zählt, darunter etliche Marken-Endungen wie .セール (Amazon), .移动 (Afilias) und .网址 (KNET).

Wenig erfreulich fällt auch die Zahl der internationalisierten Domain-Registrierungen auf Ebene der Second Level Domains aus. Hier zählt der Report insgesamt 1,52 Mio. internationalisierte Domains, ein Rückgang um 2,94 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Schaut man sich die Jahre 2019 bis 2021 an, fiel der Rückgang mit 11,36 Prozent noch höher aus. Zum Vergleich: nach Angaben der .com-Registry VeriSign im »Domain Name Industry Brief« waren zum Ende des Jahres 2022 weltweit 350,4 Mio. Domains quer über alle TLDs registriert; oder anders ausgedrückt: lediglich 0,4 aller registrierten Domains waren IDNs, 2017 lag dieser Wert noch bei drei Prozent. Die meisten IDNs gab es Ende 2022 mit chinesischen Zeichen (50 Prozent), gefolgt von Domains mit Sonderzeichen aus dem lateinischen Alphabet. Tagesaktuelle Statistiken zu IDNs liefert übrigens schon seit vielen Jahren die österreichische Registry Nic.at; von den rund 1,5 Mio. .at-Domains enthalten aktuell knapp 35.600 ein Sonderzeichen.

Grösste Herausforderung für IDNs bleibt die oft fehlende technische Unterstützung. Egal, ob Browser, eMail oder Webanwendung, nicht alle Applikationen sind IDN-fähig. Das Zauberwort heißt »Universal Acceptance«, so dass die Nutzung von IDNs so selbstverständlich wird wie jede andere Domain. Doch will man auch das letzte Drittel der Menschheit an das Internet anschliessen, ist es nicht nur eine technische Frage:

»affordability of devices and services is a major issue, and the lack of digital skills and an appreciation of the benefits of an online connection is another bottleneck, compounded by a lack of content in local languages, as well as by interfaces that demand literacy and numeracy skills that many people do not possess,«

zitiert ICANN die International Telecommunication Union (ITU).

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