Statistik

AFNIC rechnet in einem aktuelle Marktbericht mit einer TLD-Pleitewelle

Droht dem Domain Name System eine Pleitewelle? Die Möglichkeit schließt die .fr-Registry AFNIC in ihrem Report »Global Domain Name Market in 2018« nicht aus, und glänzt dabei mit Übersicht und Details.

Nach dem Domain Name Industry Brief der .com-Registry VeriSign Inc. und dem Global TLD Report des »Council of European National Top-Level Domain Registries« (CENTR) widmet sich nun auch die .fr-Verwalterin AFNIC einem Rückblick auf den Domain-Markt im Jahr 2018. Im Mittelpunkt der 46seitigen kostenlosen Studie, die auf dem Datenmaterial von ICANN, CENTR, APTLD und Zahlen der Statistik-Experten von ntldstats.com beruht, steht erwartungsgemäß der französische Domain-Markt, setzt ihn aber in eine globale Perspektive und legt dabei großen Wert auf Details. Wie sehr statistische Auswertungen schwanken können, belegt AFNIC beispielhaft an den so genannten »penny ccTLD«, also Endungen, die gratis oder sehr günstig registrierbar sind, wie .cc (Kokos-Inseln), .cf (Zentralafrikanische Republik), .ga (Gabun), .gq (Äquatorialguinea), .io (Britisches Territorium im Indischen Ozean), .ml (Mali), .pw (Palau) und .tk (Tokelau-Inseln). Sie kamen 2015 auf zusammen 30,8 Millionen registrierte Domains, stürzten 2016 auf 23,1 Millionen ab, und standen Ende letzten Jahres wieder bei 31,6 Millionen. Seriöse Statistiken blenden sie daher in der Regel aus, da sie das Gesamtbild drastisch verwässern. Das gilt aber nicht für »Quasi-gTLDs«, also Länderendungen, die wie generische TLDs vermarktet werden; dazu zählen etwa .tv (Tuvalu) oder .me (Montenegro). Sie schwanken seit 2015 konstant um die Marke von 4,1 Millionen Domains.

Besonderes Augenmerk schenkt AFNIC dem Markt der neuen Top Level Domains, den man in »generic«, »community«, »geographic« und ».brand« unterteilt. Dabei arbeitet AFNIC heraus, dass es zwar mehr .brands als andere Kategorien von nTLDs gibt, die generischen nTLDs aber 92 Prozent der Registrierungen ausmachen; Community-TLDs spielen ebenso praktisch keine Rolle. Für grössere öffentliche Diskussion dürfte sorgen, dass 75 Prozent aller nTLDs weniger als 5.000 Registrierungen aufweisen. Wie AFNIC ermittelt hat, arbeiten über 50 Prozent aller nTLDs wirtschaftlich nicht profitabel, solange sie nicht mindestens US$ 20,– pro Domain jährlich verlangen; bei lediglich US$ 10,– wären es sogar 83 Prozent. Der Berechnung liegen die Pflichtzahlungen an ICANN zu Grunde. Das lässt für AFNIC nur einen einzigen Schluss zu: „orders of magnitude show that quite a large number of TLDs must be in a fairly precarious situation at the moment. The tension on costs (ICANN and others) will grow as time goes by“. Gut möglich also, dass bereits in naher Zukunft zahlreiche neu eingeführte Top Level Domains mangels Profitabilität wieder vom Markt verschwinden.

AFNIC beleuchtet aber auch eingehend die ccTLDs. So fällt etwa auf, dass der Anteil der Domain-Namen mit Länderendungen kontinental betrachtet zwischen 55 und 64 Prozent schwankt; nur in Nordamerika spielen .us und .ca mit einem Anteil von 5 Prozent praktisch keine Rolle, da .com alles überstrahlt. Außerhalb von Nordamerika haben die ccTLDs .com also den Rang abgelaufen. Demgemäß geht von den ccTLDs auch das größte Wachstum aus, vor allem Afrika und die Asia-Pazifik-Region stechen dabei hervor. Alles in allem kann man jedem, der den Domain-Markt verstehen will, nur empfehlen, die Studie zu lesen – eine bessere und aktuellere, vor allem aber kostenlose Marktanalyse wird man derzeit im Netz nicht finden.

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