Domain-Rechtsanwalt Doug Isenberg legt seinen statistischen Bericht zu UDRP-Entscheidungen für das Jahr und das vierte Quartal 2024 vor. Die Anzahl der UDRP-Verfahren steigt weiter.
Gigalaw’s Domain Dispute Digest Fourth Quartal, 2024 ist ein 16-seitiger Report über die Entwicklung der UDRP-Verfahren in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres und die Entwicklung über das gesamte Jahr 2024. Doug Isenberg wertete dafür die entschiedenen UDRP-Verfahren aller fünf von ICANN akkreditierten Streitbeilegungsstellen (WIPO, Forum, CAC, ADNDRC und CIIDRC) aus. Kernfeststellung seines Berichts ist: Domain-Namen-Streitigkeiten nach der UDRP nahmen um 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Seit dem Rückgang in 2013 steigt damit die Anzahl der Verfahren weiter an, die Kurve flacht aber langsam ab.
Isenberg vergleicht zunächst die Entwicklung des gesamten Jahres 2024 und stellt sie den Zahlen aus 2023 gegenüber. So kommt er auf 8.484 Entscheidungen in 2024 gegenüber 8.230 in 2023 (eine Zunahme von 3,1 Prozent). Während sich bei der Anzahl der Verfahren eine Steigerung feststellen lässt, ging die Anzahl der Domains jedoch zurück von 17.448 in 2023 auf 16.909 in 2024 (ein Minus von 3,1 Prozent). Für die WIPO stellte er eine Steigerung von 6,24 Prozent an Entscheidungen fest, während das Forum 2,17 Prozent weniger Entscheidungen aufweist. Der Czech Arbitration Court (CAC) liefert 3,61 Prozent mehr an Entscheidungen, während das ADNDRC ganze 21,33 Prozent weniger Fälle entschied. Einen Sturm im Wasserglas verzeichnet das kanadische CIIDRC, bei dem die Anzahl der Entscheidungen um 88,57 Prozent auf insgesamt 16 ansteigt. Die Zahlen für WIPO scheinen den Angaben, die WIPO selbst mitteilt, zu widersprechen: Wie vergangene Woche berichtet, konzedierte WIPO einen leichten Rückgang von 24 Verfahren gegenüber dem Vorjahr (von 6.192 Verfahren auf 6.168). Isenberg erklärt das damit, dass die WIPO-Zahlen auch die ccTLDs mitumfassen, die die UDRP nicht übernommen haben, während er nur Entscheidungen im Rahmen der UDRP (aber da die aller fünf von der ICANN zugelassenen UDRP-Anbieter) berücksichtigt.
Der Quartalsvergleich, den Isenberg vornimmt, orientiert sich am Vorjahresquartal (Q4/2023). Insgesamt zählt er 2.169 UDRP-Entscheidungen über 3.635 Domains im 4. Quartal 2024, gegenüber 1.989 Entscheidungen über 4.835 Domains in 2023. Das bedeutet gegenüber dem 4. Quartal 2023 einen Anstieg um 9,05 Prozent bei den Entscheidungen und ein Abfallen um 24,82 Prozent bei den Domains. Bei 95,19 Prozent der insgesamt 3.535 Domains, um die in UDRP-Verfahren gestritten wurde, kam es zur Entscheidung „transfer“, was 3.460 Domains betrifft. Bei 3,58 Prozent (130 Domains) wurde der Antrag auf Transfer zurückgewiesen und bei 1,24 Prozent und damit 45 Domains wurde das Verfahren „terminated“. Bei 87,04 Prozent der Verfahren ging es um lediglich eine Domain, bei 6,09 Prozent um zwei Domains. Der Anteil nimmt ab, je mehr Domains beteiligt waren. Das umfangreichste Verfahren war ein Streit der WWE um gleich 113 Domains, das vor dem Forum ausgetragen wurde. Die meisten, nämlich 46 Verfahren über 170 Domains, bestritt das französische Handelsunternehmen Carrefour.
Erstmals berücksichtigt Isenberg in seinem Digest auch vorzeitig beendete (»terminated«) Verfahren, die immerhin einen Anteil von 12,6 Prozent bzw. 524 Domains umfassen. Hier steht prozentual der CIIDRC mit 23,53 Prozent, also 4 von 17 Domains, vorne, gefolgt vom CAC mit 19,75 Prozent, also 62 von 314 betroffenen Domains. Isenberg geht aus eigener Erfahrung davon aus, dass die frühzeitig beendeten Verfahren ganz überwiegend auf einverständlichen Beilegungen beruhen, die aber nicht zwingend in einen Transfer münden. Und Isenberg stellt einen deutlichen Anstieg bei URS-Verfahren fest: Gegenüber dem 4. Quartal 2023 gab es einen Anstieg von 41,89 Prozent auf nun 43 URS-Entscheidungen und 80 Domains (40 Prozent mehr als im Vorjahresquartal). Über das Jahr 2024 stiegen die URS-Verfahren um 14,52 Prozent und der beteiligten Domains um 19,93 Prozent. 90,12 Prozent (73 Domain) wurden suspendiert, in 9,88 Prozent der Fälle, die 8 Domains umfassen, wurde die URS-Beschwerde zurückgewiesen. Es liegt zwar eine deutliche Steigerung der URS-Fälle vor, aber die tatsächlichen Zahlen bleiben niedrig. Isenberg schlussfolgert, das Verfahren bleibe unbeliebt und ist nach wie vor auf .com-Domains nicht anwendbar.
Das 16-seitige Gigalaw Domain Dispute Digest, Q4/2024 gibt einen schnellen, übersichtlichen und nachvollziehbaren Überblick über die Entwicklung der UDRP- und URS-Verfahren im vierten Quartal und über das gesamte Jahr 2024. Wir empfehlen – wie immer – die Lektüre.