Im Gebälk der DENIC e.G. kracht und knirscht es heftig: wie anlässlich der Generalversammlung in Frankfurt am vergangenen Freitag deutlich wurde, zeigen sich einige Genossen verstärkt unzufrieden über den Kurs der nach Registrierungen zahlenmässig grössten Länderdomainverwaltung der Welt. Eine von einer Minderheit erzwungene außerordentliche Generalversammlung im Juni soll nun den Weg für grundlegende Änderungen bereiten.
Die überragenden Verdienste der als eingetragene Genossenschaft organisierten deutschen Domain-Verwaltung sind unbestritten fast neun Millionen .de-Domains sprechen für sich und untermauern die weltweit führende Stellung der DENIC. Doch die Rolle als Global Player zeigt nach Ansicht von Kritikern auch negative Begleiterscheinungen. Zum Hauptvorwurf zählt die bereits seit längerem schwelende Diskussion um mangelnde Transparenz bei der DENIC, etwa bei den Themen Kosten und Terminplanung. Das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht haben dürfte nun die gescheiterte Bewerbung um .net; dort sollen die DENIC-Genossen, welche immerhin maßgeblich zur Finanzierung der DENIC beitragen, erst sehr spät über die Bewerbungspläne und die damit verbundenen, erheblichen Kosten, informiert worden sein. Dem wird man entgegenhalten müssen, dass gerade angesichts der Organisationsstruktur zu den DENIC-Genossen zählt unter anderem der deutsche Ableger von .net-Konkurrent VeriSign ein Projekt wie .net der Geheimhaltung bedarf, will man sich erfolgreich gegen die Konkurrenz durchsetzen. Doch der Vorwurf gezielter Indiskretionen durch Vorabmitteilungen an die Presse noch während der Generalversammlung tat ein übriges, um die Atmosphäre weiter anzuheizen.
Unter Federführung des Stuttgarter DENIC-Mitglieds Headlight Housing GmbH formierte sich schliesslich eine Opposition, deren Ziel die Verkleinerung des Vorstands auf zwei, maximal drei Mitglieder, im Gegenzug die Vergrösserung des Aufsichtsrates sowie die Stärkung der Mitgliederrechte ist, um die Transparenz zu fördern. Entscheiden hierüber soll eine außerordentlichen Generalversammlung, die voraussichtlich schon im Juni stattfinden wird. Dass die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat schließlich ungewohnt knapp ausfiel, passt da ins Bild.
Doch es gab auch Erfreuliches: so liegt der Anteil von Umlaut-Domains an den Gesamtregistrierungen bei etwa drei Prozent. Bei einem geschätzen Potential von fünf Prozent liegen hier also noch Wachstumschancen, so dass sich die Suche nach attraktiven freien .de-IDNs in jedem Fall lohnt.