Es ist nichts weniger als eine Sensation: die Internet-Verwaltung ICANN sucht derzeit nach Wegen und Möglichkeiten, Domain-Namen mit nur einem Zeichen wie zum Beispiel a.com unter sämtlichen generischen Top Level Domains zu vergeben.
Sie zählen zu den begehrtesten Internet-Adressen der Welt, und doch sind nur eine Handvoll vergeben. Im Jahre 1993 hatte der inzwischen verstorbene Internet-Pionier Jon Postel über die von ihm verwaltete IANA (Internet Assigned Numbers Authority) fast alle einbuchstabigen Domain-Namen unter den drei großen generischen Top Level Domains .com, .net und .org registriert. Auch bei allen neu eingeführten Domain-Namen enthalten die Registry-Verträge eine Klausel, wonach sämtliche Ein-Zeichen-Domains reserviert bleiben sollen und damit nicht registriert werden können. Eine Ausnahme bilden lediglich q.com, x.com, z.com, i.net, q.net und x.org, die durch Bestandsschutz gesichert sind.
Doch dieser Kreis wird sich erweitern: auf Empfehlung der Generic Names Supporting Organization (GNSO) gibt ICANN sämtliche Ein-Zeichen-Domains unter allen generischen Domain-Namen frei; dies umfasst sowohl Domains mit einem Buchstaben wie a.com und i.info, aber auch Domains mit einer Zahl wie 4.mobi und 8.org. Gesucht wird derzeit nur nach einer Methode, wie diese Adressen vergeben werden können, und, da ICANN von erheblichen Einnahmen aus dem Verkauf der Domains ausgeht, wofür das Geld verwendet werden soll. Hierzu hat ICANN ein eigenes Forum geschaltet, bei dem die Internetnutzer weltweit noch bis 15. November 2007 mitdiskutieren können, welcher Weg am besten wäre. Als besonders wahrscheinlich gilt ein Auktionsmodell, bei dem die begehrten Adressen meistbietend versteigert werden. Diskutiert wird aber auch eine Verteilung nach dem Zufallsprinzip an Inhaber bereits registrierter Domains, oder eine Art Lose-Ziehen, bei dem der Meistzahlende das Erstzugriffsrecht erhält und so aus dem Pool an freien Ein-Zeichen-Domains wählen kann.
Karl Auerbach, früher Vorstand bei ICANN und zugleich einer der schärfsten Kritiker, hat ICANN vorgeworfen, dass mit dieser Suche die Aufgabe ICANNs, für Sicherheit und Stabilität im Internet zu sorgen, deutlich verfehlt werde; ICANN schaffe und manipuliere hier aus allein wirtschaftlichen Gründen einen neuen Markt. In jedem Fall erwarten auch Insider eine Serie spektakulärer Domain-Käufe im hohen siebenstelligen Bereich.