Vor einer Art „Showdown“ steht die deutsche Domain-Verwaltung DENIC e.G.: am 5. Juli 2005 treffen sich die Mitglieder im Arabella Sheraton Congress Hotel in Frankfurt-Niederrad zu einer ausserordentlichen Generalversammlung. Hauptkritik aus den Reihen der Genossen: mangelnde Transparenz bei Entscheidungen.
Im Mittelpunkt der ausserordentlichen Generalversammlung steht die Abwahl des fünfköpfigen Aufsichtsrates unter Vorsitz von Sebastian von Bomhard. Auslöser der Sondersitzung ist ein Antrag von Wilfried Haug vom Stuttgarter DENIC-Mitglied Headlight Housing, der anlässlich der letzten Generalversammlung vom 13. Mai 2005 heftige Kritik am DENIC-Vorstand unter Leitung von Sabine Dolderer geübt hatte, und dabei insbesondere den Vorwurf mangelnder Transparenz bei Entscheidungen der DENIC sowie die fehlende Informationspolitik erhoben hatte. Entzündet hat sich der Streit nicht zuletzt an der gescheiterten .net-Bewerbung, um die die DENIC bis zuletzt ein Geheimnis gemacht hatte, wohl auch, weil man befürchtete, andernfalls die eigenen Chancen zu gefährden. Die Kosten der Bewerbung, insbesondere für die nicht ganz billige Einschaltung des Consulting-Unternehmens Accenture, bleiben letztlich jedoch an den DENIC-Genossen hängen.
Von einer „Krise der DENIC“ zu sprechen, ginge dennoch zu weit; gleichwohl hat die aktuelle Diskussion mächtig Staub aufgewirbelt. Bereits seit geraumer Zeit beschäftigt sich der DENIC-Vorstand mit der strategischen Neupositionierung der weltweit grössten Länderdomainverwaltung. Da man in Deutschland langsam an die Grenzen stösst und zum Beispiel die Domain-Zahlen nicht ins Unendliche steigen, trat die DENIC mit dem Projekt NASA (.net Application and Strategic Alternatives) an, um im Konzert der Großen mitzuspielen. Es gilt daher, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Doch auch dieser Kurs steht jetzt zur Debatte, und es bleibt abzuwarten, wie man die Situation bewältigt.
Trotz aller Kritik einig ist man sich übrigens in der für die Internet-Community wohl wichtigsten Frage: in technischer Hinsicht leistet die DENIC ganz hervorragende Arbeit.