Die US-amerikanische QNB Corp. verkaufte die Drei-Zeichen-Domain qnb.com ihrer Unternehmenstochter QNB Bank für die ungewöhnlich hohe Summe von US$ 1 Mio. an die Qatar National Bank saq. Ein herausragender Domain-Deal, der Domain-Investoren in wilde Diskussionen stürzt.
Das Millionengeschäft war am 26. November 2014 abgeschlossen, die Domain übertragen und die US$ 1 Mio. (ca. EUR 803.775,–) überwiesen. Die verkaufende QNB Bank ist eine kleine, örtliche Bank in Quakertown, Pennsylvania (USA), die bereits auf die im Juli 2013 für US$ 800,– gekaufte Domain qnbbank.com umgestiegen ist. Mit diesem Geschäft möbelt sie deutlich ihre Bilanzen auf, während die Käuferin, die Qartar National Bank, ein zig-Milliarden-Unternehmen, den Betrag von US$ 1 Mio. aus der Portokasse nimmt. Nach Berechnungen von Andrea Paladini umfasst der Preis von US$ 1 Mio. ungefähr die Hälfte eines Vierteljahresnettogewinns der Verkäuferin. George Kirikos rechnet vor, dass die Käuferin lediglich den Gewinn, den sie 2014 bisher im Schnitt in drei Stunden machte, für die Domain gezahlt hat: in den ersten neun Monaten des Rechnungsjahres erwirtschaftete die Qatar National Bank rund US$ 2,2 Mrd. netto, was US$ 8 Mio. täglich bei 273 Tagen sind und bei 24 Stunden am Tag drei Stunden für US$ 1 Mio. macht.
Domain-Investoren sind sich uneins, ob dies nun eine deutlich überteuerte Domain ist oder die Verkäuferin locker mehr als die US$ 1 Mio. hätte verlangen können. Andererseits: nur weil ein Milliarden-Unternehmen Kaufinteresse hat, heißt das nicht, dass es bereit ist, mehrere Millionen für eine Domain zu zahlen. Michael Berkens von thedomains.com verweist seinerseits auf die Domain-Preis-Bewertungsmaschine estibot.com, die den Wert für qnb.com mit US$ 12.000,- ansetzt. Die Meinungen über den Wert solcher automatisierten Bewertungsdienstleistungen sind überwiegend wenig positiv: sie gelten unter Domainern als Spielzeug. Schaut man sich die Preise von Drei-Zeichen-Domains an, so wird deutlich, dass qnb.com in einer ganz anderen Liga spielt.
Anfang September 2014 hatten wir im Newsletter #733 gleich neun Drei-Zeichen-Domains zwischen US$ 17.000,– (yim.com) und US$ 60.000,- (lea.com) gelistet. Und bereits im Sommer 2007 hatten wir die Frage des Wertes von Drei-Zeichen-Domains im Hinblick auf eine Untersuchung von Justin Allen thematisiert. Zwar gab es sowohl mit rex.com (US$ 395.000,–), amt.com (US$ 100.000,–) und jhw.com (US$ 2.200,–) Ausreißer nach oben und unten, im Schnitt (die Extremfälle herausgerechnet) konnte der Preis von Drei-Zeichen-Domains bei .com seinerzeit mit einem Preisschwerpunkt zwischen US$ 4.000,– und US$ 7.000,– festgemacht werden. Der höhere Preis von zum Beispiel rex.com war mit deren Bedeutung begründbar. Bei qnb.com ist das nicht möglich. US$ 1 Mio. für qnb.com ließe sich bestenfalls mit dem Risiko und dem Aufwand, den die frühere Inhaberin mit dem Wechsel eingeht, erklären. Immerhin wanderte die Domain von einer Bank zu einer anderen Bank, was für Kunden der QNB Bank in Quakertown, Pennsylvania problematisch sein dürfte. Der Umstieg ist sicher mit einem aufwändigen Rebranding verbunden. Rechnet man alles das ein, dann erscheint der Verkauf und der erzielte Preis keineswegs mehr so vorteilhaft.
Was also ist mit qhb.com: war es nun Verhandlungsgeschick oder Glück? Letztlich ist es eine Frage der Haltung des Verkäufers: Auch Michael Berkens hat vor kurzem ein Angebot von satten US$ 50.000,- für seine Domain jlc.com ausgeschlagen, ein Preisschild, bei dem andere locker ihre Drei-Zeichen-Domain hergeben. Und ja, qnb.com wanderte von einem Endnutzer zu einem anderen, und nicht zwischen Domain-Investoren. Das ist auch ein Indikator für einen höheren Preis – aber US$ 1 Mio.? Letztlich kommt alles in der Domain-Investoren-Weisheit zusammen: Um viel Geld zu machen, müssen Domainer warten, bis der richtige Käufer kommt. Die Qatar National Bank saq. war hier der genau richtige Käufer für qnb.com.