nTLDs

Kommen nur 56 neue Endungen?

Schaffen es von 1.930 Bewerbern um eine neue globale Top Level Domain nur 56 bis zum Start der Registrierung? Zu diesem Ergebnis kommt zumindest Jeffrey Smith, CEO von .shop-Bewerber Commercial Connect LLC – wenn man das Kriterium der »string similarity« ernst nimmt.

Eine der vielen Hürden, die eine erfolgreiche Bewerbung um eine neue Domain-Endung nehmen muss, ist die sogenannte »string similarity«-Prüfung. Unter »string similarity« versteht das Bewerberhandbuch die Frage, ob eine potentielle neue Top Level Domain aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit jeder reservierten Adresse, jeder bereits eingeführten oder geplanten Endung oder jeder internationalisierten Endung das Risiko in sich birgt, zu Verwirrung zu führen. Diese Prüfung ist Teil der Phase der Initial Evaluation und steht damit gleich zu Beginn einer jeden Bewerbung. Bisher hüllt sich ICANN jedoch sowohl hinsichtlich der für das Vorliegen einer »string similarity« geltenden Regelungen als auch der Veröffentlichung der Ergebnisse zurück. Für Jeffrey Smith, CEO von .shop-Bewerber Commercial Connect LLC, ist dieser Umstand untragbar, weshalb er sich mit einem jetzt veröffentlichten Schreiben vom 16. November 2012 direkt an den ICANN-Vorstand wandte.

Nach seiner Analyse sind von den 1.930 Bewerbern zunächst die 647 Markenendung wie .audi und 89 Geo-TLDs wie .berlin auszunehmen, so dass 966 »generische« Bewerber übrig bleiben. Von diesen 966 potentiellen neuen Endungen hält Smith nur 56 für einzigartig. So hätten beispielsweise .auto und .car dieselbe Bedeutung; nichts anderes gelte für Endungen wie .shop, .store oder .buy. Wenn man das Kriterium der »string similarity« ernst nimmt, besteht bei jeder dieser Bewerbung das Risiko einer Verwechslung, da die Nutzer nicht unterscheiden könnten, ob ein kommerzielles Angebot unter .shop oder .store zu finden sei. Doch selbst die Restmenge von 56 Bewerbern ließe sich verkleinern: bei 37 davon handelt es sich um eine »Community«-Bewerbung, so dass lediglich 19 Bewerbungen blieben, über deren Schicksal letztlich eine Auktion entscheiden könnte. Ebenfalls kritisch sieht Smith, dass ICANN allen internationalisierten Domain-Endungen Vorrang eingeräumt hat; dies führt dazu, dass eine IDN-Bewerbung um .food alle anderen generischen Bewerber aus dem Rennen nimmt, da die Gefahr von Verwechslungen besteht.

Erst kürzlich hat der neue ICANN-CEO Fadi Chehade eingeräumt, dass die Arbeit an Prozessen und Werkzeugen praktisch andauere, während das »Fahrzeug« nTLD-Programm schon mit hoher Geschwindigkeit fährt. Die praktischen Auswirkungen lassen sich nun an der »string similarity« beobachten. Ob Smith mit seinen Verständnis von Verwechslungsgefahr ins Schwarze getroffen hat, bleibt vorläufig offen.

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