nTLDs

Bei einer Auktion wurde .web für US$ 135 Mio. versteigert

Alles Klagen nutzte nichts: für eine neue Rekordsumme von US$ 135 Mio. hat Nu Dot Co LLC den Registry-Vertrag für die globale Top Level Domain .web ersteigert. Doch der größte Gewinner heißt überraschend VeriSign.

Es war die bisher dramatischste Vergabe einer neuen Domain-Endung, doch der Reihe nach. Am 22. Juli 2016 hatte die Donuts-Tochter Ruby Glen LLC in praktisch letzter Minute Klage gegen ICANN erhoben, um die für 27. Juli 2016 angesetzte »auction of last resort« für .web zu verhindern. Streitig war, ob sich die Gesellschafter- bzw. Geschäftsführungsverhältnisse beim Mitbewerber Nu Dot Co LLC geändert hatten und ein unbekannter Dritter das Ruder übernommen hat. Doch Richter Percy Anderson vom United States District Court of California musste sich mit der kurzfristig von ICANN eingereichten Erwiderung gar nicht mehr befassen, denn er hätte den Antrag auf Untersagung der Auktion ohnehin abgewiesen. In seiner Entscheidung vom 26. Juli 2016 warf er Ruby Glen LLC einige erhebliche formale Fehler vor; so habe die Klägerin nicht versucht, mit ICANN in Kontakt zu treten, bevor der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung eingereicht wurde. Zudem habe Ruby Glen LLC nicht die vorgesehene »proposed order« miteingereicht, und auch keine Abschrift der Klageschrift für ICANN beigefügt. Dessen ungeachtet wären der Klägerin aber wohl auch rechtliche Details zum Verhängnis geworden. Gesellschafter von Ruby Glen LLC sind die Domain Marketing Holdings LLC und NUCO LP LLC; hieran hat sich seit der Einreichung der Bewerbung nichts geändert. Ob sich dort allerdings die Gesellschafter- bzw. Geschäftsführungsverhältnisse geändert haben, ist für ICANN nicht relevant. Eines ähnlichen »Tricks« bedient sich auch die Klägerin: die Alleingesellschafterin von Ruby Glen LLC ist Covered TLD LLC, nicht hingegen Donuts direkt. Die Zwischenschaltung einer Gesellschaft verhindert also, dass die tatsächlichen Machtverhältnisse offensichtlich werden. Damit war der Weg für die Auktion frei.

Und zumindest aus Sicht von ICANN war es die bisher mit deutlichem Abstand erfolgreichste nTLD-Versteigerung überhaupt: für US$ 135 Mio., umgerechnet also knapp EUR 121 Mio., hat Nu Dot Co LLC den Registry-Vertrag für .web ersteigert. Dabei lieferten sich die insgesamt acht Bewerber (Afilias Domains No. 3 Limited, Charleston Road Registry Inc., DotWeb Inc., Nu Dot Co LLC, Ruby Glen LLC, Schlund Technologies GmbH, Vistaprint Limited und Web.com Group Inc.) bis zuletzt ein erbittertes Bietergefecht. Erst bei einem Gebot von US$ 15 Mio. hatte sich die Zahl der Bieter auf vier halbiert, bei US$ 57,5 Mio. stiegen zwei weitere Teilnehmer aus. In acht weiteren Runden steigerte sich das Gebot dann hoch bis auf US$ 135 Mio. Wie wichtig in der Welt der Domains ein Buchstabe sein kann, belegt das siegreiche Gebot für .webs: diese Endung konnte sich Vistaprint Limited für lediglich US$ 1,– sichern. Die bisher teuerste neue Endung war .shop; hier hatte sich die japanische GMO Registry Inc. mit US$ 41,501 Mio. durchgesetzt. Bis wann .web nun verfügbar sein wird, steht allerdings noch nicht fest. Im nächsten Schritt steht erst die Unterzeichnung des Registry-Vertrages an, bevor .web dann in die Root Zone eingetragen wird.

Heimlicher Gewinner von .web ist aber nicht Nu Dot Co LLC, sondern VeriSign Inc. Bereits kurz nach der Auktion häuften sich die Indizien, dass die .com-Registry tatsächlich als Investor bei Nu Dot Co LLC eingestiegen ist. Im Quartalsbericht, den VeriSign vor wenigen Tagen bei der US-Börsenaufsicht eingereicht hat, heißt es: »Subsequent to June 30, 2016, the Company incurred a commitment to pay approximately $130.0 million for the future assignment of contractual rights, which are subject to third-party consent«. Allgemein wurde vermutet, dass damit nur .web gemeint sein konnte, eine offizielle Bestätigung folgte wenig später. Für das Investment spricht, dass .web als ernsthafte Alternative zu .com und .net gilt, und sich VeriSign im nTLD-Programm bisher zurückhaltend gezeigt hat. Jedoch scheint damit auch nicht ausgeschlossen, dass sich Donuts in den Vorwürfen bestätigt sieht und nun erst recht versucht, .web vor Gericht zu erstreiten. Bis die ersten .web-Domains registriert werden können, dürfte es also noch eine Weile dauern.

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