Neue TLDs

ICANN favorisiert Auktionsmodell

Was tun, wenn sich zwei Bewerber um die selbe Top Level Domain streiten? Die Internet-Verwaltung ICANN favorisiert ein hippes Auktionsmodell – und schafft sich mit der Lösung eines Problems womöglich zahlreiche neue.

Ende Juni 2008 hat ICANN in Paris beschlossen, den Weg für eine theoretisch unbegrenzte Anzahl neuer Top Level Domains frei zu machen. Zunächst bedarf es eines „evaluation process“, der als standardisiertes Verfahren den Rahmen für die Bewerber vorgibt. Eines der zu lösenden Probleme ist nun der Fall, dass sich mehrere Kandidaten um die selbe Top Level bewerben. Dass es sich nicht nur um ein theoretisches Problem handelt, zeigt unter anderem .sport: hier bemühen sich sowohl der Luxemburger Patrick Vande Walle als auch das New Yorker Konsortium dotSport LLC um den Zuschlag. Bereits in Paris deutete ICANN-CEO Paul Twomey zur Lösung des Problems an, eine Versteigerung gegen Höchstgebot könne sinnvoll sein und versprach, Untersuchungen einzuleiten.

Das Beratungsunternehmen PowerAuctions LLC hat hierzu nun ein sechsseitiges Diskussionspapier vorgelegt, das die Vorteile einer Auktion nochmals herausarbeitet. So betont PowerAuctions, dass ein redlicher Kandidat bereit sei, zum Vorteil vieler Internetnutzer auch entsprechend zu investieren. Zudem sei ein Bewerber mit hoher Qualität und niedrigen Kosten (und damit hohen Investitionsmöglichkeiten) wettbewerbs- und damit leistungsfähiger als ein solcher mit niedriger Qualität und hohen Kosten. Wem es zudem darauf ankomme, mit der TLD rasch Erfolg zu haben, der sei auch in der Lage, ein höheres Gebot abzugeben. Daneben seien Auktionen anderen Vergabeformen überlegen: so seien Lotterien rechtlich problematisch und tragen zudem das Risiko in sich, dass nur der glücklichere, nicht aber der beste Bewerber gewinnt. Bei der vergleichenden Bewertung von Bewerbungen spielen dagegen oft subjektive Kriterien herein, was zahlreiche Diskussionen mit sich bringe und etwa im Fall der Vergabe der Olympischen Spiele nach Salt Lake City sogar zu Bestechung geführt hat.

Dennoch wirft ein Auktionsmodell auch zahlreiche Fragen auf. So schliesst es nicht aus, dass beispielsweise im Wettbieten um Städtedomains ein Wirtschaftsunternehmen gegen die öffentliche Hand obsiegt, obwohl es schon zur Vermeidung von Verwechslungen wünschenswert sein kann, dass ein Angebot unter einer Städtedomain auch von der Stadt betrieben wird. Vor allem aber müsste ein Betreiber auf grösstmöglichen Profit ausgelegt sein, um den Auktionspreis wieder hereinzuwirtschaften, was zu Lasten der Domain-Inhaber und damit der Internetnutzer gehen könnte; hohe Domain-Preise wären die Folge, so dass neue TLDs von Anfang an unter einem schlechten Stern zu stehen drohen. Und schließlich ist ICANN eine „non profit organisation“, so dass zu fragen ist: wohin mit dem Geld?

Noch bis 7. September 2008 lädt ICANN dazu ein, über ein Forum die Vor- und Nachteile von Auktionen zu diskutieren. Bis wann eine Entscheidung fällt, ist nicht abzusehen.

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