WHOIS ungelöst

droht der digitale Dschihad?

Nach Einschätzung von Milton Mueller, Professor an der US-Universität Syracuse, deutet sich im Streit um den Umgang mit den sensiblen WHOIS-Daten keine rasche Lösung an. Unterdessen warnt die kanadische Tageszeitung The Globe and Mail davor, dass anonyme Domain-Registrierungen die Terrorgefahr erhöhen.

Bereits seit einigen Jahren herrscht um die so genannten WHOIS-Daten, die für jedermann öffentlich einsehbar die Kontaktdaten des Inhabers einer Domain bereithalten und damit im Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach weitgehender Anonymität und den berechtigten Anliegen von Rechteinhabern bei Rechtsverletzungen stehen, Diskussionen um einen gerechten Ausgleich. Öl ins Feuer gossen Registrare wie GoDaddy, die mit ihren Angeboten wie „domains by proxy“ eine anonyme Registrierung ermöglichten, um so die Öffentlichkeit der WHOIS-Daten zu umgehen. Bei der ICANN Working Group hatte man sich daher auf die Suche nach einer Lösung gemacht. Doch Milton Mueller zeichnet in seinem Blog ein düsteres Bild von den Ergebnissen: nach seiner Einschätzung hat der vorgelegte Report keinerlei Aussicht, als Teil der geltenden Regelungen umgesetzt zu werden.

Konkret wurde diskutiert, dass künftig bei jedem Domain-Inhaber die Angabe der Strasse im WHOIS entfernt und durch einen „Operational Point of Contact“ (OPoC) ersetzt wird, an den man sich bei Bedarf wenden kann; im übrigen sollten die WHOIS-Daten unverändert einsehbar bleiben. Dieser Vorschlag ist nach Ansicht von Müller jedoch am Widerstand der Markenrechtsinhaber gescheitert, die darauf bestanden, den OPoC zu einer eigenständigen Organisation auszubauen, mit der Befugnis, Domain-Namen abzuschalten. Angesichts dieses „Frankenstein“-Monsters hätten die Registrare entschieden, dass weitere Verhandlungen keinen Sinn mehr machen. Derzeit ist daher unverändert unklar, wie mit dem ungelösten Problem der WHOIS-Daten umgegangen werden soll.

Dass es sich hierbei um ein ganz konkretes Problem handelt, will die Tageszeitung The Globe and Mail aufzeigen. So hat der Registrar Register.com in dem 7.000-Einwohnerstädtchen Yarmouth seinen Sitz. Gegen zusätzliche Gebühren ermöglicht Register.com die anonyme Anmeldung von Domains, und stösst damit auf riesiges Interesse. Doch hat dieser Service nicht nur angenehme Seiten; so ist etwa eine der grössten Pro-Hamas Webseiten, auf der Martyrer-Videos heruntergeladen werden können, unter einer solchen Domain gemeldet. Nach Schätzungen des FBI sind etwa 6.000 Angebote zur Unterstützung von Terroristen online, und derartige Dienstleistungen fördern aus Sicht der Zeitung den digitalen Dschihad. Doch selbst wenn diese Bedenken nicht unberechtigt erscheinen, die Abschaffung anonymer Domains löst das Problem auch nicht; jedenfalls über Internetforen mit Passwortzugang lassen sich unter jeder (Sub)Domain Inhalte jeglicher Art verbreiten, ohne dass die Kenntnis über die Person des Domain-Inhabers konkret helfen würde.

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