Schwerer Rückschlag für den WHOIS-Nachfolger »Registration Data Request Service« (RDRS): gleich zehn namhafte Domain-Registrare haben sich aus dem Pilotprojekt zurückgezogen.
Mit Anwendung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) mussten viele Domain-Registrare personenbezogene Daten, die wie Namen von Kontaktpersonen, Adressen oder eMail-Adressen zuvor im WHOIS-Verzeichnis innerhalb von wenigen Sekunden für jedermann öffentlich verfügbar waren, entfernen. Gleichwohl bestand die Notwendigkeit zum Beispiel für Strafverfolgungsbehörden und zur Geltendmachung zivilrechtlicher Ansprüche, auf den nicht-öffentlichen Teil der WHOIS-Daten zuzugreifen. Die Lösung von ICANN lautete RDRS; dahinter verbirgt sich ein kostenloses Ticketsystem, das seit November 2023 im Rahmen einer Testphase von zwei Jahren alle Anfragen für nicht-öffentliche gTLD-Registrierungsdaten bearbeitet. Der RDRS verbindet den Anfragenden mit dem für eine Domain unter generischer Endung zuständigen ICANN-akkreditierten Registrar, sofern letzterer an diesem Service teilnimmt. Die gesamte Kommunikation und Datenweitergabe zwischen dem Anfragenden und dem für eine Domain zuständigen Domain-Registrar erfolgt außerhalb des RDRS-Systems. ICANN hält die nicht-öffentlichen WHOIS-Daten also nicht zentral vor, sondern ermöglicht über den RDRS lediglich das Senden und Empfangen von Anfragen zu einer Domain mit generischer Top Level Domain über eine einzige Plattform. Der Dienst bietet keinen Zugriff auf die angeforderten Registrierungsdaten. Ob man die Daten auch erhält, hängt letztlich an der Entscheidung des Registrars, der unter Beachtung der für ihn geltenden Datenschutzgesetze der Anfrage entspricht oder sie ablehnt.
Die fehlende rechtliche Verpflichtung und der hohe Arbeitsaufwand machte die Teilnahme am RDRS für viele Domain-Registrare von Anfang an unattraktiv, was sich unmittelbar auf die Zahl der Teilnehmer auswirkt. Waren es im Mai 2025 immerhin 88 akkreditierte Registrare, sank ihre Zahl nun im Juni 2025 auf 78 ab. Und die sind namhaft: Team Internet mit den Registraren 1API, Internet BS, Key-Systems GmbH, Key-Systems LLC, Moniker, RegistryGate und TLD Registrar Solutions hat sich ebenso verabschiedet wie Newfold Digital mit Network Solutions, Register․com und PublicDomainRegistry․com. Mit der Zahl der akkreditierten Registrare sank auch die Zahl der Domains, für die eine RDRS-Abfrage möglich ist, drastisch ab; sie liegt statt bei bisher 54 Prozent nur noch bei 47 Prozent. Oder anders ausgedrückt: für nicht einmal jede zweite Domain mit generischer Endung ist eine Abfrage über das RDRS-Systems sinnvoll möglich. Das trifft nicht nur Strafverfolgungsbehörden, sondern vor allem Inhaber von Kennzeichenrechten hart, da damit die Möglichkeiten, gegen die von einer Domain ausgehenden Rechtsverletzungen vorzugehen, zusätzlich eingeschränkt werden. Hinzu kommt, dass das RDRS in seiner Nutzung unbeliebt ist; im Juni 2025 gab es im Rahmen eines Allzeittiefs lediglich 68 Auskunftsersuchen, davon 31 von sogenannten »IP-Holdern« und weitere 12 zu Forschungszwecken. Erfolg hatten davon nur 17; zumeist erhielt man die Antwort:
Request is incomplete/more information is required before the request can be processed/requestor did not respond to request for additional information.
Ganz allgemein liegt die Erfolgsrate für eine positive Antwort über das RDRS bei rund 25 Prozent, wobei man sich auf Wartezeit von etwa acht Tagen einstellen muss.
Ob der RDRS damit überhaupt das geplante Ende der zweijährigen Testphase erreicht, ist unverändert offen. Der ICANN-Regierungsbeirat GAC (Governmental Advisory Committee) hat zwar dafür plädiert, die Einführung von RDRS als verpflichtend für alle Domain-Registrare in Erwägung zu ziehen. Die fehlende Akzeptanz und vor allem der fehlende praktische Nutzen stellt eine solche Pflicht aber in Frage. ICANN arbeitet aktiv an Funktionsverbesserungen, etwa durch erweiterte Hilfsfunktionen, klare Fehlermeldungen, CSV-Reports, längere Freitextfelder, Umfrage-Meldungen im Abschlussprozess und eine bessere Integration mit Lookup-Tools; durchschlagende Erfolge bleiben bisher aber aus.
Den aktuellen RDRS-Bericht von ICANN für Juni 2025 finden Sie hier.