Die Zeiten blitzschneller Auskünfte zum Domain-Inhaber sind endgültig vorbei: im Anwendungsbereich des WHOIS-Nachfolgers »Registration Data Request Service« (RDRS) kann eine Antwort über zwei Wochen dauern.
Auf der Suche nach einem mit der DSGVO kompatiblen WHOIS-System zum Zugriff auf den nicht-öffentlichen Teil der WHOIS-Daten hat der RDRS am 28. November 2023 seinen zweijährigen Testbetrieb aufgenommen. Mit dem WHOIS-System vor Geltung der DSGVO ist der RDRS allerdings nicht vergleichbar. Die gesamte Kommunikation und Datenweitergabe zwischen dem Anfragenden und dem für eine Domain zuständigen Domain-Registrar erfolgt außerhalb des RDRS-Systems. ICANN hält die nicht-öffentlichen WHOIS-Daten also nicht zentral vor, sondern ermöglicht über den RDRS lediglich das Senden und Empfangen von Anfragen zu einer Domain mit generischer Top Level Domain über eine einzige Plattform. Dementsprechend fiel der erste »Registration Data Request Service (RDRS) Usage Metrics«-Report für den Zeitraum 28. November bis 31. Dezember 2023 ernüchternd aus. So nahmen damals lediglich 72 ICANN-akkreditierte Domain-Registrare an dem System teil – von aktuell insgesamt 2.815, also lediglich 2,6 Prozent. Zu Gute halten muss man allerdings, dass die teilnehmenden Registrare 53 Prozent aller Domains mit generischer Endung verwalteten. Auch die Zahl der Anfrager, die einen Account angelegt hatten, war überschaubar; sie wurde von ICANN mit 1.481 angegeben. Noch geringer ist die Zahl der Anfragen: sie lag im Dezember 2023 bei 174 und setzte sich zusammen aus 169 Standard-Anfragen und fünf erweiterten Anfragen; im Schnitt macht das bei 31 Tagen im Dezember 5,6 Anfragen pro Tag.
Seither dürfte der RDRS kaum populärer geworden sein. Die jüngsten ICANN-Zahlen aus dem »Registration Data Request Service (RDRS) Usage Metrics«-Report für den Zeitraum 01. bis 30. April 2024 zeigt zwar, dass die Zahl der teilnehmenden Domain-Registrare auf 88 gestiegen ist, wobei sie 57 Prozent aller Domains mit generischer Endung verwalten; auch die Zahl der »requestors«, also der Anfrager mit ICANN-Account, hat mit nun 4.018 beachtlich zugenommen. Auf eine rasche Antwort sollten die »requestors« allerdings nicht hoffen. In jenen Fällen, in denen die Bitte um Offenlegung der WHOIS-Daten abgelehnt wurde, dauerte es von der Anfrage bis zur Antwort 11,26 Tage; wurde die Anfrage positiv beschieden, dauerte es sogar 14,09 Tage, also über zwei Wochen. Das ist mehr als doppelt so lange wie der bisherige Höchstwert von 6,92 Tagen im Februar 2024. Zu den Gründen der langen Antwortdauer schweigt sich der Report aus; es kommen also beispielweise technische Probleme in Frage, aber auch faule Registrare. Anlass zur Hoffnung gibt lediglich, dass im Gesamtzeitraum seit dem 28. November 2023 die durchschnittliche Dauer für positive Antworten bei 6,73 Tagen liegt. Wurden Anfragen abgelehnt, lag dies übrigens häufig an datenschutzrechtlichen Gründen oder weil der Antragsteller nicht genügend Informationen für eine Prüfung durch den Registrar zur Verfügung gestellt hatte; es empfiehlt sich also, die Anfrage sorgfältig und umfassend zu formulieren.
Kritisch zeigen sich auch die RDRS-Nutzer in einer Umfrage, die ICANN im Zeitraum 28. November 2023 bis 31. März 2024 durchgeführt hat. ICANN hat dazu 861 Fragebögen versandt; nur 17 oder umgerechnet 1,97 Prozent meldeten sich zurück. Sie fühlten sich teilweise allein gelassen:
Registrars should clarify what documentation is required to substantiate trademark rights when there is a strong suspicion of fraud
oder
Provide more guidance on registrar data request requirement
gaben die Teilnehmer an. Über 47 Prozent meinten, dass es extrem unwahrscheinlich sei, dass man den RDRS weiterempfehle; ebenfalls 47 Prozent zeigten sich »very dissatisfied«. Ob ICANN unter diesen Bedingungen die Testphase die vollen zwei Jahre aufrechterhält, bleibt abzuwarten.