WHOIS

ICANN führt »Registration Data Access Protocol« ein

Die Internet-Verwaltung ICANN schiebt das WHOIS-Protokoll aufs Abstellgleis: CEO Göran Marby hat Gespräche mit Registries und Registraren über Vertragsänderungen angekündigt. Mit dem Registration Data Access Protocol (RDAP) steht der designierte Nachfolger aber längst bereit.

Auch wenn die europäische Datenschutzgrundverordnung den Druck in juristischer Hinsicht deutlich erhöht hat, steht schon seit Jahren fest, dass die Tage des klassischen WHOIS über Port 43 gezählt sind. Die Nachteile sind vielfältig: es fehlt an einer Standardisierung und Internationalisierung, Nutzer lassen sich nicht authentifizieren, Suchfunktionen sind eingeschränkt, und Daten lassen sich bei Abfragen nicht verschlüsseln, um nur einige zu nennen. Nicht nur Spammer und Phisher wissen die technischen Nachteile zu nutzen. Nach vielen Diskussionen hat deshalb ICANN im Sommer 2019 erste Fakten geschaffen: Am 29. Juli 2019 teilte Trang Nguyen, ICANN-Vizepräsident »GDD Strategic Programs«, mit, dass eine runderneuerte WHOIS-Abfrage nun verfügbar sei. Sie basiert auf dem Registration Data Access Protocol (RDAP), das im Jahr 2015 von der Internet Engineering Task Force (IETF) standardisiert wurde. Es gestattet eine Abfrage von Domain-Namen, IP-Adressen und autonomen Systemen. Die Ausgabe erfolgt im Format der JavaScript Object Notation (JSON). Seit Ende August 2019 müssen alle Verwalter generischer TLDs und alle von ICANN akkreditierten Registrare die WHOIS-Abfrage über RDAP anbieten.

ICANN-CEO Göran Marby hat nun auch formale Maßnahmen ergriffen, um das alte WHOIS-System abzuschaffen. Mit eMail vom 21. Oktober 2019 wandte er sich an Donna Austin von der Registries Stakeholder Group und kündigte Gespräche zum »Registry Agreement« (RA) an, dem Grundlagenvertrag zwischen ICANN und allen Registries. Angestrebt wird ein Zusatz zum RA, den Marby wie folgt näher beschreibt:

The primary focus of the amendment is to incorporate contractual requirements for the Registration Data Access Protocol (RDAP) into the Registration Data Directory Services. This should include definition of the plan and provisions to sunset the obligations related to the WHOIS protocol as we transition Registration Data Services to RDAP.

Inhaltliche Änderungen sind damit zunächst nicht verbunden, formal ändert sich lediglich das technische Protokoll. Zugleich schafft ICANN damit aber die praktische Voraussetzung, um auf die Änderungen durch die DSGVO reagieren zu können. Für die bevorstehenden Gespräche setzt ICANN mindestens drei Monate an; parallel werden mit der Registrars Stakeholder Group auch die Vertreter der Registrare eingebunden.

Keine Auswirkung hat diese Änderung auf die »Expedited Policy Development Process for Whois« (EPDP)-Arbeitsgruppe. Diese beschäftigt sich mit der inhaltlichen Ausgestaltung der zum Abruf bereit gehaltenen Daten bzw. dem Kreis der Zugriffsberechtigten. Sie hat Ende September 2019 einen »Zero Draft« veröffentlicht, der zwar Mehrheitspositionen wiedergibt, aber keine abschließende Empfehlung ausspricht. Mit einem verbindlichen Reformvorschlag ist insoweit erst im Jahr 2020 zu rechnen.

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