WHOIS

Der Weg ICANNs bei der Reformierung des WHOIS ist alternativlos

Während ICANN in dem Bestreben um ein mit der Datenschutzgrundverordnung kompatibles WHOIS-Modell auf Hilfe durch die EU-Kommission hofft, tobt der Streit innerhalb der Community weiter. Thomas Rickert, Director Names & Numbers beim eco Verband der Internetwirtschaft eV, versucht, für Aufklärung zu sorgen.

Im Mittelpunkt der Streitigkeiten steht das von der »Expedited Policy Development Process for Whois« (EPDP)-Arbeitsgruppe entwickelte »System for Standardized Access/Disclosure« (SSAD). Dabei handelt es sich um ein Portal namens »Central Gateway Manager«, das alle eingehenden WHOIS-Anfragen in Bezug auf den nicht-öffentlichen Teil der WHOIS-Daten abarbeiten soll. Protest gegen das SSAD haben gleich mehrere Interessengruppen innerhalb ICANNs erhoben, darunter die Intellectual Property Constituency (IPC), die Business Constituency (BC), aber auch das Governmental Advisory Committee (GAC) sowie das At-Large Advisory Committee (ALAC). Als Vertreter der ISPs and Connectivity Providers Constituency (ISPCP) innerhalb der EPDP-Arbeitsgruppe hatte Rickert unmittelbaren Einblick in deren bisher über zweijährige Tätigkeit, und stellt sich nun in einem Blog-Artikel, der bei circleid.com unter dem Titel »The Whois Wars Go On« veröffentlicht wurde, zwei Fragen: weshalb soll man ein Modell unterstützen, das keine Unterstützung bei denen findet, für die es entwickelt wurde? Und weshalb mangelt es konkret an der Unterstützung?

Zur ersten Frage verweist Rickert darauf, dass der Prozess der Einführung von Regularien innerhalb ICANNs auf Kompromiss angelegt ist. Abweichende Meinungen sind daher an der Tagesordnung. Zudem betrete man Neuland. Das »alte« WHOIS-Modell ist mit der DSGVO unvereinbar; das »neue« Modell muss nun die weltweite Rechtslage berücksichtigen. Ein Vorbild, das man lediglich anpassen und dann übernehmen könne, gibt es nicht. Man habe daher etwas entwickeln müssen, das massive Risiken für ICANN, die Registries, die Registrare, vor allem jedoch die vom Datenschutz betroffenen Personen mit sich bringe. Weiter weist Anwalt Rickert darauf hin, dass das System auf Weiterentwicklung angelegt ist und zunehmend automatisiert werden könne. Ausserdem führt er vor Augen, dass die fehlende Unterstützung des Policy-Prozesses innerhalb ICANNs dazu führen kann, dass die nationalen Gesetzgeber tätig werden; dann drohe dem WHOIS-System eine erhebliche Fragmentierung.

Im Hinblick auf die zweite Frage führt Rickert zum Kernproblem. Bei vielen Interessengruppen herrscht(e) die Ansicht vor, man müsse das »alte« WHOIS-Modell nur leicht abändern und könne es dann weiternutzen. Das jedoch gehe nicht; das Konzept der Datenvermeidung und Datensparsamkeit schließe geringfügige Änderungen aus. Rickert erinnert daran, dass ICANN im Streit mit dem Registrar EPAG Domainservices GmbH vor deutschen Gerichten versucht habe, das »alte« WHOIS-Modell zu retten, damit jedoch gescheitert sei. Insgesamt ruft Rickert daher auf:

Let’s accept that there is no way back.
Das SSAD weise alle Bausteine auf, die für ein rechtskonformes, globales Modell notwendig seien. Zumindest der Beginn für eine erfolgversprechende Reform sei gemacht; alle weiteren Hürden könne man nur gemeinsam überwinden.

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