Datenschutz

Im Rahmen der WHOIS-Reform ist die Testphase des neuen WHOIS gestartet

Der operative Betrieb des potentiellen WHOIS-Nachfolgers »System for Standardized Access/Disclosure« (SSAD) hat begonnen: wie die Internet-Verwaltung ICANN mitteilt, soll in den nächsten sechs Monaten über sein Schicksal entschieden werden.

Das SSAD beruht auf Empfehlungen der »Expedited Policy Development Process for Whois« (EPDP)-Arbeitsgruppe. Das Expertengremium ist von ICANN damit beauftragt, die Dauerbaustelle WHOIS zu beseitigen und ein WHOIS-Modell zu entwickeln, das den Vorgaben der DSGVO gerecht wird. Nachdem man in Phase 1 insgesamt 29 Empfehlungen für die Grundsätze der Erhebung und Verarbeitung von WHOIS-Daten erarbeitet hatte, folgten in Phase 2 weitere 22 Empfehlungen, wer und wie Dritte Zugriff auf den nichtöffentlichen Teil der WHOIS-Daten erhalten. Ob diese Empfehlungen im besten Interesse sowohl ICANNs als auch der ICANN-Community liegen, gilt es nach einem Beschluss des ICANN Board of Directors vom 25. März 2021 nun abzuwägen. Dazu hat man eine »Operational Design Phase« (ODP) erdacht, der wiederum ein so genanntes »Scoping Document« mit sechs Seiten zu Grunde liegt.

Das »Scoping Document« soll eine Vielzahl von praktischen Problemen untersuchen. Dazu gehören unter anderem »Identity Verification«, »Country/Territory/Governmental Accreditation« und weitere rechtliche Fragen wie einem internationalen Datentransfer beispielsweise in und aus der EU, aber auch die von Registries wie Registraren gefürchteten Sanktionen der DSGVO. Allerdings sollte man die ODP nicht als Blaupause verstehen, nach deren Ende unmittelbar die Umsetzung des Reformmodells für das WHOIS-System folgt. Dazu ist das Spektrum an Fragestellungen viel zu breit, wie die zu klärenden Fragen aus dem wirtschaftlichen Bereich zeigen. Hier will ICANN beispielsweise folgendes wissen:

What is the cost estimate to design, build and operate a SSAD, or the estimate to contract for services as related to the SSAD? How will the fee structure for the SSAD be constructed?

Auch bei den möglichen Risiken fällt die Frage äussert umfangreich aus:

Would implementation of the SSAD recommendations create business, legal, reputational, or political risks for ICANN or ICANN org?

Stattdessen soll die »Operational Design Phase« in voraussichtlich sechs Monaten mit einem »Operational Design Assessment« (ODA) enden, also einer Bewertung für das ICANN-Board, auf deren Grundlage dann weitere Entscheidungen getroffen werden sollen. Die haben es in sich: So rechnet ICANN mit US$ 9,0 Mio. für die Entwicklung des SSAD und weiteren US$ 8,9 Mio. im Jahr für den Betrieb. Die eigentliche praktische Umsetzung eines WHOIS-Nachfolgers verschiebt sich daher nach derzeitigem Stand mindestens auf das Jahr 2022 – vorausgesetzt, die EU-Kommission grätscht nicht vorher dazwischen.

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