Die Internet-Verwaltung ICANN braucht Sie: noch bis zum 22. Juli 2021 sind die Nutzer aufgerufen, ihre Meinung zum potentiellen WHOIS-Nachfolger »System for Standardized Access/Disclosure« (SSAD) kundzutun.
Im Mai 2021 hat das SSAD seinen operativen Betrieb (»Operational Design Phase«, kurz OPD) aufgenommen. Voraussichtlich gegen Ende des Jahres soll die OPD mit einem »Operational Design Assessment« (ODA) enden, also einer Bewertung für das ICANN-Board, auf deren Grundlage dann weitere Entscheidungen getroffen werden sollen. Das SSAD beruht auf Empfehlungen der »Expedited Policy Development Process for Whois« (EPDP)-Arbeitsgruppe. Dieses Expertengremium ist von ICANN damit beauftragt, die Dauerbaustelle WHOIS zu beseitigen und ein WHOIS-Modell zu entwickeln, das den Vorgaben der DSGVO gerecht wird. Nachdem man in Phase 1 insgesamt 29 Empfehlungen für die Grundsätze der Erhebung und Verarbeitung von WHOIS-Daten erarbeitet hatte, folgten in Phase 2 weitere 22 Empfehlungen, wer und wie Dritte Zugriff auf den nicht-öffentlichen Teil der WHOIS-Daten erhalten. Doch bevor ICANN erhebliche Arbeit und mehrere Millionen an US-Dollar in die praktische Umsetzung des SSAD steckt, möchte man ein Meinungsbild bei der Community einholen und wendet sich an all diejenigen, die den nicht-öffentlichen Teil der WHOIS-Daten aus berechtigtem Interesse benötigen, also beispielsweise Markeninhaber, Anwälte, EDV-Spezialisten, Journalisten oder Behörden. Für ICANN stehen zwei Fragen im Vordergrund:
What is the expected volume the SSAD operational process flow will be able to manage?
und
How many potential users may be expected to use the System?
Wer teilnimmt, muss sich durch einen Katalog mit sieben Kernfragen klicken:
- In what jurisdiction (country/territory) do you or your organization primarily function?
- During 2019, what was the monthly average number of requests to disclose nonpublic generic top-level domain domain name registration data that your organization submitted?
- During 2020, what was the monthly average number of requests to disclose nonpublic generic top-level domain domain name registration data that your organization submitted?
- If implemented, how likely are you or your organization to use the SSSAD to request nonpublic registration data?
- If the SSAD is implemented, what do you estimate would be the monthly average number of requests to disclose nonpublic generic top-level domain domain name registration data that you or your organization would submit?
- What additional categories of users, besides the ones listed below, do you or your organization believe would be interested in using the SSAD to access nonpublic domain name registration data?
- What factor(s) would be most important to you in determining whether to use the SSAD?
Parallel hat ICANN die Fragen auch direkt an Domain-Registries und Registrare übermittelt, um sich dort ein Meinungsbild einzuholen. Vor allem die Markenlobby dürfte jedoch aufgefordert sein, sich einzubringen, bevor alle weiteren Fakten geschaffen werden. Wer allerdings glaubt, dass es einen Weg zurück zum alten WHOIS-System gibt, über das jedermann jederzeit Informationen zum Domain-Inhaber einholen kann, irrt; es geht lediglich um die Frage, wie komplex die Abfrage künftig abläuft, einen freien Zugang wird es jedenfalls für gTLDs und europäische Länderendungen nicht mehr geben.