Anonyme Domains

Fluchtweg für Spammer?

Die Versender unerwünschter Werbe-eMails (Spammer) nutzen für ihr illegales Treiben verstärkt Premium-Angebote zur anonymen Domain-Registrierung. Dies berichtet die Washington Post unter Berufung auf Recherchen des Anti-Spam-Projekts Knujon.

Dass Spammer unter falschem Namen agieren oder fremde Identitäten klauen, ist bekannt. Doch um ihre Herkunft zu verschleiern, hat man in Spammerkreisen nun wohl auch die Anonymisierungsdienste entdeckt. Meist gegen ein zusätzliches Entgelt, bieten sie die Möglichkeit an, anstelle der Klardaten des Domain-Inhabers in der WHOIS-Datenbank sich selbst oder einen beauftragten Dritten einzutragen. Will man sich dann wegen einer Rechtsverletzung an den Domain-Inhaber wenden, muss erst über eine Anfrage an den Anbieter dessen Identität ausfindig gemacht werden. Oft bieten diese Unternehmen hierzu allein eine Kontaktaufnahme per eMail an, um die Inhaberauskunft zu erhalten; einige Anbieter unterbinden Kontaktmöglichkeiten gänzlich.

Das Anti-Spam-Projekt Knujon (rückwärts geschrieben für „no junk“) hat nun sämtliche Domains untersucht, die im vergangenen Jahr in Spammails beworben worden waren. Nach Angaben von Garth Bruen, Mitgründer von Knujon, war die weit überwiegende Mehrzahl der untersuchten Domains – mehr als 15.000 – durch einen einzigen Anonymisierungsdienst registriert worden: der über einen US-Server erreichbare Anbieter PrivacyProtect.org. Besonders beliebt ist dieser Dienst offenbar für Spammer aus dem Bereich Pharmazie, also alles von Viagra bis Valium und weiteren verschreibungspflichtigen Medikamenten. Weitere Untersuchungen ergaben, dass sich etwa 75 % dieser Domains auf lediglich zehn Registrare verteilen; allein 7.142 Domains entfallen auf den in Broomfield (US-Bundesstaat Colorado) ansässigen Registrar Dynamic Dolphin. Dieser gehört zu CPA Empire, das wiederum zu Media Breakaway LLC gehört; CEO dieses Unternehmens ist der bekannte Spammer Scott Richter. Von der Washington Post mit diesen Fakten konfrontiert, ließ die Internet-Verwaltung ICANN bisher eine Reaktion vermissen. Für John Levine, Ex-Mitglied des ICANN At-Large Advisory Committee, liegt nahe, dass ein solches Verhalten gegen ICANN-Regelungen verstößt, wonach die Inhaberdaten zu veröffentlichen sind. Verstöße blieben bisher offenbar aber ohne Folgen.

Knujon hatte erst kürzlich für Schlagzeilen gesorgt, als man die chinesischen Registrare Xinnet Bei Gon Da Software, Beijingnn und Todaynic als die drei weltweit größten Spammer öffentlich gebrandmarkt und ICANN zum Entzug der Akkreditierung aufgefordert hatte.

Kommentar schreiben

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, oder weitergegeben.
Bitte füllen Sie die gekennzeichneten Felder aus.*

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Der Domain-Newsletter von domain-recht.de ist der deutschsprachige Newsletter rund um das Thema "Internet-Domains". Unser Redeaktionsteam informiert Sie regelmäßig donnerstags über Neuigkeiten aus den Bereichen Domain-Registrierung, Domain-Handel, Domain-Recht, Domain-Events und Internetpolitik.

Mit Bestellung des Domain-Recht Newsletter willigen Sie darin ein, dass wir Ihre Daten (Name und E-Mail-Adresse) zum Zweck des Newsletterversandes in unseren Account bei der Episerver GmbH, Wallstraße 16, 10179 Berlin übertragen. Rechtsgrundlage dieser Übermittlung ist Artikel 6 Absatz 1 Buchstabe a) der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Sie können Ihre Einwilligung jederzeit widerrufen, indem Sie am Ende jedes Domain-Recht Newsletters auf den entsprechenden Link unter "Newsletter abbestellen? Bitte einfach hier klicken:" klicken.

Top