Studie

Lücken der Vertipperdomain-Registrierung bei Markeninhabern

FairWinds Partners, ein Beratungsunternehmen unter anderem in Sachen Markenschutz im Internet, legte eine kleine Studie über Cybersquatting vor, in der man sich mit der Domain-Namen-Veränderung außerhalb des Markenbegriffs beschäftigt.

Man kann sich natürlich fragen, warum man sich in Zeiten von Suchmaschinen, Linkklickerei und automatischer Textvervollständigung überhaupt noch mit Vertipperdomains beschäftigen muss. Doch nach wie vor gibt es Nutzer, die die Internetadressen von Hand eingeben und denen dabei Fehler unterlaufen, die wiederum Cybersquatter zu ihrem Vorteil nutzen. Bei FairWind Partners, die gTLD- und Domain-Name-Management, Markenschutz und mehr anbieten, fasste Lauren Tracey eine Untersuchung zu bestimmten Vertipperformen in einem Blogeintrag im FairWind Partners Blog zusammen. FairWind Partners untersuchte Vertipperdomains, die gerne übersehen werden, weil der Vertipper außerhalb der im Domain-Namen wiedergegebenen Marke erfolgt: einerseits »www-Domains«, bei denen es der Nutzer versäumt, den Punkt zwischen »www« und dem Namen zu setzen, wie in »wwwpepsi.com«. Und zweitens, da .com nach wie vor die wichtigste Domain-Endung ist, richtete sich das Augenmerk auf die drei .com-Vertippervarianten .cm, .om und .co. Tracey klärt in dem Artikel auf, warum letztlich lediglich .cm als Vertippervariante zu .com relevant ist: für .om, die Endung von Oman, bestehen massive Einschränkungen für die Registrierung einer Domain, so dass Cybersquatter gar nicht erst an diese Domains kommen; und die Verwaltung der kolumbianischen Endung .co sorgt aus Eigeninteresse am geschäftlichen Erfolg ihrerseits dafür, dass so wenig wie möglich Missbrauch mit Domain-Namen unter der Endung .co auftritt. Bleibt also .cm, die Endung von Kamerun, die problemlos von jedermann registriert werden kann. Zugleich zählt sie aber nicht zu den zahlreichen Länderendungen, die sich die Regeln der UDRP zu Eigen gemacht haben, weshalb sich .cm-Domains nicht in einem Streitbeilegungsverfahren vor der WIPO oder dem NAF mit leichter Hand erstreiten lassen.

Bei der Beratung von Klienten hinsichtlich ihrer Domain-Portfolien stellt FairWinds immer wieder fest, dass diese versäumen, die www- und die .cm-Variante ihrer Hauptdomain zu registrieren. An dieser Stelle nun setzte die Untersuchung an: FairWind Partners wählte die global 100 wertvollsten Marken und untersuchte, wie es um die entsprechenden www- und .cm-Domains-Registrierungen bestellt ist und welchen Rang Original wie Vertippervarianten jeweils beispielsweise bei Alexa einnehmen. Leider zeigt der Blog-Post bei FairWind Partners nur die www-Ergebnisse – und das zwei Mal, die Tabelle mit dem Ergebnis für .cm ist versehentlich nicht in den Artikel eingebunden worden. Für www zeigt sich jedenfalls, dass die Domains zu 43 % vom Brandinhaber registriert sind, aber zu 51 % von Dritten; 6 % sind nicht registriert. Von den 51 % in Händen Dritter sind 20 % geparkt, 12 % lösen nicht auf, aber 2 % beinhalten gefälschte Seiten und ganze 66 % verbreiten Malware. Beim Blick auf die 20 meistbesuchten Vertipperdomains zeigt sich bei den www-Domains, dass 10 vom Berechtigten registriert sind und 10 von Dritten; bei den .cm-Domains zeigen sich die Berechtigten sensibilisiert: 13 Domains befinden sich in den richtigen Händen und nur 7 in denen Dritter. Der Traffic bei den Vertipper-Domains liegt in der Regel bei knapp 1 %, doch dieses 100stel des gesamten Verkehrs, der an den Berechtigten gehen müsste, reicht aus, ihn zu schädigen. Eine deutliche Ausnahme bildete übrigens die bereits genannte Vertipperdomain wwwpepsi.com, die 21,4 % des Traffics auf sich zieht. Tracey weist weiter darauf hin, dass sechs der zehn Top-www-Vertipperdomains erst im Wege eines UDRP-Verfahrens vom Berechtigten erstritten werden musste.

Das Resümee von FairWind ist, dass in Zeiten von Suchmaschinen immer weniger Nutzer Domains selbst eingeben, doch Vertipperdomains bleiben bei Brand-Inhabern und Cybersquattern gleichermaßen beliebt. Und da die Tippfehler so leicht von der Hand gehen, sei es erstaunlich, dass nicht mehr Unternehmen diese Domains registrieren und auf ihre Hauptseite weiterleiten. Was aber ist zu tun? Es gibt eine Vielzahl von Vertipperdomains und -möglichkeiten, für die ein Unternehmen immer ganz eigene Varianten für relevant erachtet. Dabei werden aber oft der www-Vertipper sowie die .cm-Variante übersehen, die außerhalb des Markenbegriffs liegen. Auf diese wäre zukünftig zu achten.

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