Konkurrenz

Google wird als Registrar aktiv

Der US-Internetdienstleister Google Inc. wird zum Domain-Registrar: am 23. Juni 2014 gab das Unternehmen bekannt, mit der Testphase für »Google Domains« zu beginnen. Die bloße Ankündigung löste in der Domain Name Industry ein kleines Erdbeben aus.

Über einen Eintrag im sozialen Netzwerk Google+ teilte der vor allem für seine Suchmaschine bekannte Konzern mit, dass man damit begonnen habe, eine kleine Zahl von Personen zu »Google Domains« einzuladen. Der Geschäftsbereich sei noch im Aufbau und richte sich an kleine Unternehmen; zur Begründung verwies man auf eine Studie, wonach 55 Prozent der »small businesses« überraschenderweise noch keine eigene Website hätten. Google will dabei klassische Registrardienstleistungen ebenso anbieten wie Werkzeuge für die Domain-Verwaltung und eMail-Dienste der eigenen Domain. Ferner soll eine „private registration“ möglich werden, bei der der Domain-Inhaber nicht im WHOIS erscheint. Nach unbestätigten Gerüchten soll die Key-Systems GmbH aus dem saarländischen St. Ingbert als technischer Partner von Google mitbeteiligt sein. Gegen zusätzliche Gebühren steht außerdem auch Hosting, Website-Building (genannt werden Shopify, Squarespace, Weebly und Wix.com) und mobiles Site-Management zur Verfügung. Wann der Dienst starten will, teilt Google nicht mit; derzeit benötigt man noch einen »invitation code«, um an der Testphase teilnehmen zu können.

Völlig überraschend kommt dieser Schritt nicht. Die Internetverwaltung ICANN führt Google schon seit dem Jahr 2009 als akkreditierten Registrar für Domains mit den Endungen .biz, .com, .info, .name, .net, .org und .pro. Zudem hat sich Google über das Tochterunternehmen Charleston Road Registry Inc. um insgesamt 101 Domain-Endungen wie .app, .book, .shop und .web beworben. Dennoch machte rasch die Meldung vom »GoDaddy-Killer« die Runde, dem bisher mit weitem Abstand grössten Domain-Registrar der Welt. Die Aktien von Web.com, unter anderem mit Network Solutions und Register.com selbst im Registrar-Markt vertreten, gaben prompt um 21 Prozent nach; bei der Endurance International Group Holdings Inc. (über diverse Tochtergesellschaften ca. 10 Millionen verwaltete Domains) sackte der Kurs um immerhin noch 14 Prozent ab. Doch zur Panik besteht kein Anlass: mit angeblich US$ 12,– pro .com-Domain jährlich liegt Google mit GoDaddy etwa gleichauf. Angebote wie Google+, Google Buzz oder iGoogle musste das Unternehmen mangels Erfolg wieder einstellen. Ob und in welchem Umfang man Domain-Inhabern den für sie wichtigen Support anbieten will, ist öffentlich noch nicht bekannt. Und schließlich verfügt Google nicht über jahrelange Erfahrung im Umgang mit Domains, so dass etwa für Inhaber großer Domain-Portfolien wenig Anlass bestehen dürfte, mit ihren Webadressen umzuziehen.

In Zeiten internationaler Späh- und Abhörskandale besonders bedeutend könnte Googles Umgang mit dem Datenschutz sein. Inhaber kleiner Unternehmen könnten Gefahr laufen, mit einer über Google registrierten Domain samt dort gebuchtem Webspace einen unbegrenzten Einblick in ihre Webseiten-Inhalte sowie Kundenströme zu gewähren. Google könnte diese Daten wiederum nutzen, um noch gezielter Werbung zu schalten. Das dürfte möglicherweise nicht jedem Unternehmen gefallen.

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