Domain-Industrie

Internetdomains in Zeiten des Coronavirus

Der Coronavirus lässt auch die Domain Name Industry nicht unberührt: die Zahl der pandemiebezogenen Domains steigt seit mehreren Wochen steil an. Anlass zur Sorge besteht jedoch nicht, denn die Registries melden einen unverändert stabilen Betrieb.

Die gute Nachricht zuerst: in technischer Hinsicht funktionieren alle Domains wie gewohnt. Die DENIC eG teilt mit, dass alle technischen Dienste unter .de aktuell uneingeschränkt zur Verfügung stehen. DENIC bittet lediglich, Service-Anfragen vorzugsweise per eMail zu stellen. Auch Nic.at meldet, dass alle Services erreichbar sind und wie gewohnt uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Es gibt keine Einschränkungen im Betrieb der .at-Zone. Des Weiteren gelten strenge Hygienemaßnahmen in den Büros. Keine offizielle Stellungnahme gibt es von der .ch-Verwalterin SWITCH; allerdings sind von dort ebenfalls keinerlei Ausfälle gemeldet. Stattdessen arbeitet SWITCH mit Hochdruck daran, den höheren Bedarf an Online-Veranstaltungen der Schweizer Hochschulgemeinschaft zu decken. Dass all das keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt ein Blick auf die Website der italienischen Verwaltung Registro.it; dort heißt es:

Due to the current health emergency, there may be delays in the processing of legal and administrative procedures in the coming days.

Die Registrierung und Verwaltung von .it-Domains bleibt aber ebenfalls möglich. Die meisten Domain-Verwalter, so auch DNS Belgium (.be), die portugiesische DNS.PT (.pt) sowie die polnische NASK (.pl), haben ihr Personal so organisiert, dass es von zuhause aus arbeiten kann. Und für alle Fälle gibt es die Möglichkeit von Videokonferenzen.

Das ist auch dringend nötig, denn die Anzahl der Corona-bezogenen Domains ist sprunghaft in die Höhe geschossen. Die .com- und .net-Registry VeriSign berichtet von hunderten Domains täglich, insbesondere bezogen auf die Begriffe »virus« und »Covid«. Die naheliegende corona.de ist bereits lange in den Händen der gleichnamigen Biermarke; coronavirus.de hingegen steht gegen Meistgebot zum Verkauf, wobei sich der Preis bisher im niedrigen vierstelligen Bereich bewegt. Daher dürften die Chancen schlecht stehen, dass der Inhaber von coronavirus.info sie zum aufgerufenen Preis von mindestens EUR 7.000,– los wird, auch wenn die Klickrate bei 700 Aufrufen täglich liegen soll. Davon unabhängig sollte man Vorsicht walten lassen. Das US-Sicherheitsunternehmen Check Point Software Technologies Ltd. hat herausgefunden, dass weltweit seit Januar 2020 über 4.000 Domain-Namen registriert wurden, die einen Bezug zum Coronavirus haben. Drei Prozent hiervon verbreiten Schadsoftware, fünf Prozent sind jedenfalls verdächtig. Damit ist das Risiko bei »Coronavirus-related domains«, Opfer von Cyberkriminellen zu werden, satte 50 Prozent höher als bei sonstigen Domains.

Völlig neue Wege in Sachen Corona geht der chinesische Domain-Registrar West.cn. Im Rahmen einer Marketing-Kampagne für eine internationaliserte Variante von .online bietet er zu jeder Domain-Registrierung 20 Atemschutzmasken für das Gesicht, bei mehrjährigen Registrierungen entsprechende Mehrmengen. Bei Verträgen über zehn Jahren legt West.cn zusätzlich noch ein Thermometer drauf. Den Registrierungszahlen hilft das bisher nicht: seit Januar 2019 sinken sie beständig.

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