Altdomains

Renommierte Online-Zeitungen werben für Erwachsenenseiten wegen neuaktivierter Domain vid.me

Es ist der Albtraum eines jeden Portfolio-Verwalters: weil die Domain vid.me ausgelaufen war und von einem Porno-Portal übernommen wurde, tauchten auf den Webseiten renommierter Tageszeitungen Sexvideos auf.

»Vid.me schließt die Tore« oder »Goodbye Vidme – Die alternative Webvideo-Plattform Vidme ist Geschichte« – auf diese und andere Schlagzeilen stößt, wer nach der Geschichte des im Dezember 2017 geschlossenen Hosting-Dienstes recherchiert, der sich als Hybrid-Version von Youtube und dem Social-News-Aggregator Reddit verstand. Eben Ein Youtube-Konkurrent weniger, wen kümmert es, mag man denken. Doch Rund dreineinhalb Jahre kümmert das sogar die Anbieter der »The Washington Post«, der »Huffington Post« und des »New York Magazine«. Auf deren Internetseiten tauchten ab dem 22. Juli 2021 Werbeanzeigen und explizite Videos auf, die so gar nicht in das Image seriöser Newsangebote passen wollen. So war in einem Artikel zum vormaligen US-Präsidenten Donald Trump Werbung für Webvideos mit dem Titel »Aria Lee Is Back For More« und »Naughty Spy Girls Part 2« eingeblendet. Nach unbestätigten Berichten des Magazins businessinsider .com waren binnen kürzester Zeit zahlreiche weitere Newsangebote, darunter »The Guardian«, »The Boston Globe«, der »Daily Telegraph« und das russische »Sputnik News« ebenfalls betroffen.

Die Lösung war rasch gefunden. Ein offenbar in den USA ansässiges Unternehmen namens »5 Star Porn HD« hatte die ausgelaufene Domain vid.me erworben und bereits eingerichtete Weiterleitungen auf das eigene Angebot umgeleitet. Führte der in einer Werbeanzeige enthaltene Link also vormals zu weiterführenden Informationen, die von Vidme gehostet worden waren, landeten die Nutzer beim Anklicken jetzt kurzerhand im Rotlicht-Bereich des Internets. Ganz versehentlich dürfte ein Klick aber nicht gewese sein, da bereits die Vorausschau in der Werbeanzeige darauf hinwies, was den Nutzer erwartet. Noch heute leitet die Domain vid.me zum Hauptangebot von »5 Star Porn HD« weiter. Glück im Unglück für die betroffenen Newsangebote war lediglich, dass die expliziten Werbeanzeigen nur in älteren Artikeln aus den Jahren bis 2017 erschienen, und dementsprechend die Anzahl der Nutzer, die beim Lesen betroffen waren, überschaubar gewesen sein dürfte. Die Newsanbieter haben rasch reagiert; inzwischen sind alle sensiblen Weiterleitungen entfernt. 5 Star Porn HD selbst hat auf Anfragen nicht reagiert, dürfte sich aber über die kostenlose Aufmerksamkeit mehr als freuen.

Was in Fällen wie vid.me noch lustig sein mag, kann allerdings auch böse enden. So hätte sich die Weiterleitung auch dazu nutzen lassen, um zu Konkurrenzangeboten zu führen oder Schadsoftware zu verbreiten – der Imageschaden wäre enorm. Wer daher eine traffic-starke Domain aus Kostengründen löscht, sollte sich über die Folgen im Klaren sein und überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, die Domain noch einige Jahre registriert zu halten, bis der Datenverkehr zum Erliegen gekommen ist. Damit ist übrigens nicht nur der Besucherstrom gemeint, der über die Domain kommt; auch eMail-Adressen im »catch-all«-Format können jedem Angreifer wertvolle Informationen liefern, wenn er eine ausgelaufene Domain für sich registriert. Einige wenige Euro im Jahr an Registrierungsgebühren sind in solchen Fällen oft leichter zu verschmerzen als der Schaden und Spott, den findige oder windige Domain-Grabber in kürzester Zeit verursachen.

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