Das Bewerbungsfenster der kommenden Einführungsrunde neuer Top Level Domains öffnet im Frühjahr 2026. Bis dahin bleibt wenig Zeit. Interessierte müssen sich jetzt entscheiden und die Planung in die Hand nehmen.
Aber warum sollte man sich bewerben? Für Unternehmen und Markeninhaber sind vier Punkte essentiell: Mit der eigenen Top Level Domain, die ihre Marke verkörpert (.brand), geht es um größere digitale Unabhängigkeit, besseren Schutz vor Internetbedrohungen, stärkeres Vertrauen der Kunden in die Marke und die volle Kontrolle über das eigene Online-Ökosystems. Dabei ist zu bedenken: das Bewerbungsfenster öffnet sich jetzt (im Frühjahr 2026) für eine begrenzte Zeit. Wann sich wieder die Möglichkeit zur Bewerbung um die eigene Internetendung ergibt, ist nicht bekannt. Die erste Bewerbungsrunde war 2012 und liegt gut dreizehn Jahre zurück. Das eine dritte Bewerbungsphase zügiger kommen wird, ist wenig wahrscheinlich. Die Idee, Bewerbungen durchgehend zuzulassen, hat bisher nicht Fuß gefasst. Jetzt besteht die Gelegenheit, die eigene Marke für die digitale Zukunft in besonderer Weise fit zu machen.
Für die Bewerbung stellt ICANN ein Handbuch zur Verfügung, das Applicant Guidebook (AGB). Für einen Entwurf des AGB gab es eine öffentliche Kommentierungsphase, die seit 23. Juli 2025 beendet ist. Die finale Version des AGB kommt voraussichtlich im Dezember 2025. Auch wenn das AGB noch nicht fertig ist, viel Spielraum für Veränderungen gibt es nicht, weshalb man sich mit dem Entwurf vertraut machen und planen sollte. Für April 2026 ist der Start der Bewerbungen geplant. Wie lange das Bewerbungsfenster offen ist, ist noch unklar. Es wird vermutet, dass es 12 bis 15 Wochen geöffnet bleibt und im Juli oder August 2026 schließt. Die Einführung von .brand-Domains kann dann 24 Monate dauern, so dass diese Endungen frühestens zwischen Ende 2027 und Anfang 2028 in die Root-Server (also jene Server, die dafür sorgen, dass Domains in IP-Adressen aufgelöst werden und so sicherstellen, dass das World Wide Web funktioniert) eingetragen werden.
Für Bewerber ist es sinnvoll, verschieden Abteilungen ihres Unternehmens einzubinden und eine Taskforce zu bilden. Hier sind Verantwortliche im C-Level zu benennen und die Rechts-, die IT- und die Marketing-, gegebenenfalls auch die Produktabteilung hinzuzuziehen. Wichtig ist zu wissen, warum man eine eigene .brand haben möchte. Der Sinn und Zweck muss klar sein, einerseits um zielgerichtet zu planen und zu agieren, andererseits um wichtige interne Verantwortliche zu überzeugen und deren Unterstützung zu erhalten. Voraussetzung für eine .brand ist neben eigenen Markenrechten auch deren Eintrag im Trademark Clearinghouse (TMCH). Zudem bedarf es zum Betrieb der eigenen Internetendung einer technischen Infrastruktur zur Verwaltung und Anbindung der .brand an das Ökosystem des Internets. Das erledigt ein Registry Service Provider (RSP). Von denen gibt es einige von ICANN akkreditierte, aber auch sie haben begrenzte Kapazitäten, weshalb man sich frühzeitig über den Markt informieren und die Angebote vergleichen sollte, um den richtigen Partner zu finden. ICANN hat zukünftige RSPs bereits einer ersten Prüfung unterzogen. Für die 2. Runde will ICANN eine Liste der zugelassenen RSPs am 09. Dezember 2025 veröffentlichen; bereits zugelassene und aktive RSPs behalten weiterhin ihren Status.
Wesentlicher Gesichtspunkt einer eigenen .brand sind die mit ihr verbundenen Kosten: die finanzielle Absicherung des Projekts ist essentiell. Die Kosten bestehen nicht nur aus der Bewerbung selbst, sondern auch aus in Zukunft jährlich anfallenden Beträgen. Die Bewerbung für eine Domain-Endung wird mit etwa US$ 227.000,– zu Buche schlagen – der Preis steht allerdings noch nicht fest. Weitere Kosten entstehen durch die Dienstleistungen drumherum, wie Rechts- und Bewerbungsberatung, technische Dienstleister (RSP), finanzielle Rücklagen für beispielsweise Rechtskonflikte bei Mehrfachbewerbungen und wiederkehrende Registry- und Registrierungsgebühren. Eine Budgetierung sollte für mehrere Jahre gesichert sein.
Das alles nimmt viel Zeit, Energie, Ressourcen und Geld in Anspruch. Je früher und besser eine Bewerbung angegangen und geplant wird, desto günstiger und erfolgreicher wird sie sein.