Nach Bayern mit .bayern und Saarland mit .saarland hat sich nun auch Nordrhein-Westfalen vom Domain-Fieber anstecken lassen: der Landtag hat beschlossen, die Einführung einer Top Level Domain .nrw zu prüfen. Gleiches gilt auch für die Kanarischen Inseln, die gern .ic für sich reservieren lassen würden. Die Endung .artist hält dagegen Besonderes für ältere Damen bereit.
Der Landtag in Nordrhein-Westfalen macht sich für eine Erweiterung des Namensraumes um die Top Level Domain .nrw stark: auf einen Antrag der Fraktionen von CDU und FDP hin haben die Abgeordneten im Hauptausschuss gegen die Stimmen von SPD und Grüne am 29. Oktober 2009 beschlossen, sich für regionale Top Level Domains einzusetzen. Sie sollen die regionale Transparenz in Nordrhein-Westfalen stärken und einen Mehrwert für die kommunale Wirtschaft schaffen. Als Indiz für einen Bedarf an diesen Adressen wertet man, dass es schon heute rund 30.000 Internetadressen aus Bayern mit dem eigentlich weißrussischen Länderkürzel .by gibt. Die Landesregierung ist nun aufgerufen zu prüfen, inwieweit eine Endung .nrw gemessen an der zu erwartenden Nachfrage, anfallenden Kosten beziehungsweise Erträgen und einer üblicherweise privatwirtschaftlich organisierten Domain-Verwaltung erfolgreich positiv implementiert werden kann.
Die Regierung der Kanarischen Inseln (spanisch: Islas Canarias) prüft, ob man sich um die Einführung der Top Level Domain .ic bewerben soll. Von .ic verspricht man sich Vorteile in der touristischen Vermarktung der Inseln, so wie es die Katalonen mit .cat praktizieren, ergäben sich doch attraktive Domain-Namen wie fanat.ic, lunat.ic oder fantast.ic. Das Kürzel .ic ist aktuell bereits auf der ISO-3166 Kodierliste enthalten, an der sich üblicherweise die Verteilung von Länderendungen durch IANA orientiert; auf dieser Liste wird .ic jedoch derzeit als „exceptionally reserved“ geführt und müsste daher zunächst freigegeben werden, um als offizielles Länderkürzel und damit als ccTLD anerkannt und delegiert zu werden. Alternativ wäre eine Bewerbung von .ic als generische Top Level Domain möglich, doch müsste sie dann den gesamten Bewerbungsprozess für generische Endungen durchlaufen, was unpraktikabel sein dürfte. Wann mit einer Entscheidung der Regierung zu rechnen ist, war bisher nicht zu erfahren.
Sero Registry, ein in den Twin Cities von Minneapolis und St. Paul ansässiges Internet-Unternehmen, will sich mit einem revolutionären Konzept bei der Internet-Verwaltung ICANN um die Top Level Domain .artist bewerben: statt einer einzigen TLD möchte Sero auch sämtliche (IDN-)Derivate dieser Endung zugeteilt bekommen, also zum Beispiel auch die Endung .künstler, .artiste oder .kunstenaar. Sero versteht dies nicht nur als Domain, sondern als Philosophie, „way of life“ und Vision eines besseren Internets. Den Künstlerbegriff fasst man jedenfalls sehr weit; selbst ältere Damen, die ihre Häckeldeckchen stricken, sollen eine .artist-Domain erhalten können. Teile der mit .artist erzielten Erlöse will man daher der Künstlergemeinschaft und Jugendinitiativen zukommen lassen. Laut einer Pressemitteilung sammelt Sero bereits seit dem Jahr 2007 tausende Vorbestellungen ein und habe dabei ein positives Echo erfahren. Dass ICANN ähnlich begeistert über solche Mehrfachbewerbungen ist, dürfte allerdings zweifelhaft sein.