nTLDs

GAC spricht sich gegen Versteigerungen bei Mehrfachbewerbung um neue Endungen aus

Das Governmental Advisory Committee (GAC), Vertreter nationaler Regierungen innerhalb ICANNs, will das Wettbieten um neue generische Top Level Domains verbieten. Das geht aus dem aktuellen Kigali-Kom­mu­ni­qué des GAC hervor.

Das Buzzword der Einführungsrunde aus dem Jahr 2012 lautete »Auction of Last Resort«. Dahinter verbirgt sich ein endgültiger Lösungsmechanismus, der darüber entscheidet, wer den Zuschlag für eine neue Domain-Endung bekommt, sofern mehr als eine Bewerbung vorliegt, keine davon Priorität genießt und sich die Bewerber nicht gütlich geeinigt haben. Die Auktionen selbst führte das US-Unternehmen Power Auctions online im Auftrag von ICANN durch, und zwar im Modus der »ascending clock«, bei dem jeder Bewerber innerhalb eines zuvor mitgeteilten, fixen und in der ersten Runde 30 Minuten langen Zeitfensters sein Gebot abgeben kann. Vor allem bei besonders begehrten Endungen wie .app mit 12 Bewerbern, .art (10 Bewerber), .shop (9 Bewerber) und .gmbh (5 Bewerber) hoffte ICANN, einen eleganten Lösungsweg gefunden zu haben, ohne langwierige und teure Rechtsstreitigkeiten fürchten zu müssen. Die »Auction of Last Resort« ist dabei von »private auctions« streng zu unterscheiden; dort fand ein Wettbieten der Bewerber statt mit der Folge, dass der Erlös aus dem Höchstgebot nicht an ICANN floss, sondern gleichmäßig oder proportional unter den unterlegenen Bewerbern aufgeteilt wurde. so wurde das finanzielle Risiko für viele Bewerber minimiert und zugleich mittel generiert, die in andere nTLDs gesteckt werden konnten.

Doch mit solchen Auktionen soll künftig Schluss sein. Im Kigali-Kom­mu­ni­qué, das anlässlich des 80. ICANN-Meetings veröffentlicht wurde, empfiehlt das GAC dem ICANN Board of Directors

to prohibit the use of private auctions in resolving contention sets in the next round of New gTLDs.

Zugleich soll der ICANN-Vorstand umgehend eine Community-weite Diskussion anstoßen, um Alternativen sowohl zu ICANN-Auktionen als auch zu privaten Auktionen zu finden, bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden. Auch wenn die Einschränkung folgt, dass es sich um die aktuellen Überlegungen des GAC handele, wird der Ton gegenüber dem ICANN-Board rauer. Im Kom­mu­ni­qué zum 77. ICANN-Meeting hatte das GAC noch gefordert, Auktionen wenn nicht zu verbieten, dann zumindest stark zu erschweren. Hintergrund der Forderung ist die Kritik, dass es eine Auktion nicht-kommerziellen oder weniger finanzstarken Bewerber aus Entwicklungsländern erschwert, im Bereich der generischen Top Level Domains Fuß zu fassen. Jonathan Zuck, Vorsitzender des At-Large Advisory Committee (ALAC), dem Interessensvertreter der einzelnen Internetnnutzer innerhalb ICANNs, sagte:

The 2012 round was basically a game for millionaires. There were many things that made the last round kind of a joke … but this was the very big thing that made the community look bad.

ICANN selbst scheint zu einer Entschärfung der Auktionen zu tendieren; eine abschließende Entscheidung gibt es bisher aber nicht. Der Handlungsspielraum von ICANN ist eingeschränkt, da man Verstösse gegen Glücksspielrecht ausschließen muss.

Für ICANN ist die »auction of last resort« ein einträgliches Geschäft. Bei bisher 17 Auktionen flossen insgesamt US$ 240.590.128,– in die Kassen der Internet-Verwaltung. Sie verteilen sich wie folgt:

.webNU DOT CO LLCUS$ 135.000.000,–
.websVistaprint LimitedUS$ 1,–
.shopGMO Registry Inc.US$ 41.501.000,–
.appCharleston Road Registry Inc.US$ 25.001.000,–
.techDot Tech LLCUS$ 6.760.000,–
.realtyFegistry LLCUS$ 5.588.888,–
.salonOuter Orchard LLCUS$ 5.100.575,–
.buyAmazon EU S.à r.l.US$ 4.588.888,–
.mlsThe Canadian Real Estate AssociationUS$ 3.359.000,–
.babyJohnson & Johnson Services Inc.US$ 3.088.888,–
.vipMinds + Machines Group LimitedUS$ 3.000.888,–
.hotelsBooking.com B.V.US$ 2.200.000,–
.spotAmazon EU S.à r.l.US$ 2.200.000,–
.pingPing Registry Provider Inc.US$ 1.501.000,–
.dotDish DBS CorporationUS$ 700.000,–
.srlmySRL GmbHUS$ 400.000,–

Dazu kommt eine internationalisierte nTLD, die sich die Beijing Tele-info Network Technology Co. Ltd. für US$ 600.000,– sichern konnte.

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