nTLDs

Vermittler soll Lösung für »closed generics« bringen

Die Diskussion um die Zulassung von »closed generics« kommt lediglich in Trippelschritten voran: den Durchbruch soll nun ein externer Vermittler bringen. Wann er beginnt und vor allem seine Tätigkeit abschließt, so dass die kommende nTLD-Einführungsrunde starten kann, ist aber offen.

Zehn Jahre sind vergangen, seit ICANN die Liste aller 1.930 Bewerber um eine neue generische Top Level Domain veröffentlicht hat. Bei zahlreichen Bewerbungen handelte es sich um so genannte »closed generics gTLD applications« wie .blog, .cloud oder .music. Aufgrund ihrer allgemein-beschreibenden Natur bestehen an diesen Begriffen in der Regel keine Kennzeichenrechte; dennoch planten mehrere Bewerber, sie exklusiv für sich selbst zu nutzen und keine freie Registrierung von Second Level Domains zuzulassen. Dieses »single-registrant«-Geschäftsmodell ließ sich zum Beispiel bei der Bewerbung von Amazon für .music und Google für .blog finden. In seinem »Peking-Kommuniqué« aus dem Jahr 2013 empfahl das Governmental Advisory Committee (GAC) von ICANN, dass der Betrieb solcher Endungen öffentlichen Interessen dienen muss:

»For strings representing generic terms, exclusive registry access should serve a public interest goal.«

Dass Endungen wie .blog oder .cloud gleichwohl delegiert wurden, hat oft pragmatische Gründe: ICANN verlangte entweder eine Öffnung oder bot eine Erstattung der Bewerbungsgebühren bzw. eine Verschiebung des Problems in die nächste Einführungsrunde an. Daraufhin entschieden sich viele Registries für die erste Variante; wie leicht sich das allerdings unterlaufen ließ, belegt der Fall von L’Oréal bei .makeup: durch das Erfordernis einer engen Bindung an Kosmetikunternehmen oder Registrierungsgebühren im vierstelligen Bereich konnte man die Nachfrage gezielt begrenzen. Eine dauerhafte Lösung war das also nicht.

Doch die rückt nun näher. Auf Vermittlung von ICANN haben sich das GAC und die Generic Names Supporting Organization (GNSO) um einen Kompromiss bemüht, der eine grundsätzliche Zulassung von »closed generics« für die nächste nTLD-Einführungsrunde vorsieht. Ausgeschlossen bleibt jedoch, dass »closed generics« ohne Beschränkung zugelassen werden. Der Kompromiss liegt damit in der Mitte: »closed generics« sollen grundsätzlich zulässig sein, aber nur unter einer Auflage von »restrictions or limitations«, die wiederum im öffentlichen Interesse liegen müssen. Gesucht wird nun ein Vermittler, um zwischen dem GAC, der GNSO und mittlerweile auch dem At-Large Advisory Committee einen »facilitated dialogue« zu führen. Der Vermittler soll unabhängig sein, also keiner der Interessensgruppen angehören, ohne jedes eigene finanzielle Interesse. Man erhofft sich so eine frische Perspektive. Konkrete Namensvorschläge gibt es öffentlich bisher nicht. Insgesamt sollen am Dialog auf Seiten des GAC und der GNSO nicht mehr als sechs bis acht Personen beteiligt sein; für das At-Large Advisory Committee ist ein Vertreter vorgesehen. Aber auch inhaltlich hat man sich aufeinander zubewegt. So soll eine Definition für die Begriffe »closed«, »exclusive« und/oder »generic« nicht bereits vorgegeben sein. Bisherige Definitionen, wie sie beispielsweise das »Registry Agreement« vorsieht, sollen lediglich eine Grundlage darstellen.

Unklar ist weiterhin, wann dieser Dialog stattfindet und abgeschlossen sein soll. Das allerdings ist zentral für die nächste nTLD-Einführungsrunde. Dass sie kommen wird, ist kaum mehr zu bezweifeln: am 12. Juni 2022 beschloss ICANN, ein Marketing-Budget in Höhe von mindestens US$ 500.000,– freizugeben, das allein das Vorfeld der Öffnung des Bewerbungsfensters umfassen soll. Wer den Auftrag erhält, ist noch unklar; in der Vergangenheit hat ICANN regelmäßig mit der weltweit tätigen Kommunikationsagentur Edelman zusammengearbeitet.

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