nTLDs

US-Regierung will die Anzahl neuer Top Level Domains wegen möglicher DNS-Probleme beschränken

Die US-Regierung steht der Einführung einer Vielzahl neuer generischer Top Level Domains reserviert gegenüber: über den ICANN-Regierungsbeirat Governmental Advisory Committee (GAC) drängt man auf eine zahlenmäßige Begrenzung.

Das GAC gilt innerhalb des Multi-Stakeholder-Modells der Internet-Verwaltung als die Stimme der Regierungen und zwischenstaatlichen Organisationen. Die Hauptaufgabe besteht darin, die ICANN in Fragen der öffentlichen Ordnung zu beraten, insbesondere in Fällen, in denen es zu Berührungspunkte zwischen den Aktivitäten ICANNs und nationalen Gesetzen oder internationalen Vereinbarungen kommen kann. Öffentlich geschieht dies in der Regel durch Communiqués, also amtliche Verlautbarungen, welche die Meinung des GAC widerspiegeln; darüber hinaus nutzen die nationalen Regierungen aber auch die ICANN-Meetings, um sich zu positionieren. Insoweit ließ eine Aussage aufhorchen, die Susan Chalmers von der National Telecommunications & Information Administration (NTIA), die dem US-Wirtschaftsministerium untergeordnet ist, beim ICANN-Meeting in Prag am 09. Juni 2025 fallen ließ. Wörtlich sagte sie:

The United States has some reservations about the next round of new gTLDs. Specifically we have concerns that expanding the DNS too broadly can lead to more spam and DNS abuse for everyone on the internet. Our concerns are not for a next round in general to be clear. We see value in certain categories of applications such as for geo-TLDs and for internationalized domain names. In some cases it makes sense to add new strings to the DNS, but in light of the global phishing problem (which we will learn more about tomorrow) and similar concerns the United States is of the view that we should not expand the DNS too broadly. As the GAC did in 2013 we must consider how to limit the expansion appropriately to take into account public interest impacts.

Die USA widersetzen sich also nicht generell einer weiteren Einführungsrunde, fordern aber zahlenmäßige Beschränkungen, um DNS-Missbrauch einzudämmen.

In ähnlicher Form findet sich diese Empfehlung auch im Entwurf des GAC-Communiqués wieder, das derzeit kursiert. Dort heißt es:

Before new strings are added to the DNS as a result of the next round, further work on DNS Abuse is needed to stem the increasing cost to the public of phishing, malware, botnets, and other forms of DNS Abuse.

Die Problematik »DNS Abuse« könnte daher zum Hebel für das GAC werden, aktiv in das nTLD-Programm einzugreifen. Ganz überraschend kommt die Forderung nicht; auch im Jahr 2011 unter US-Präsident Barack Obama forderte das GAC ein Vetorecht bei der Entscheidung über die Zulassung neuer Domain-Endungen. Und bei den zahlenmäßigen Beschränkungen könnte es nicht bleiben. Das GAC spricht sich dafür aus, das Problem der massenhaften Registrierung bösartiger Domains anzugehen und dabei die Domain-Registrare stärker in die Verantwortung zu nehmen. Das zielt auch ab auf Registries, die ihre Domains zu Spottpreisen auf den Markt werfen und so die missbräuchliche Nutzung von Domains wesentlich erleichtern.

Unterdessen wurde bekannt, dass die von ICANN initiierten Programme zur wirtschaftlichen Unterstützung von nTLD-Bewerbern auf wenig Interesse stoßen. Über das Applicant Support Program (ASP), das zeitlich zur Hälfte abgelaufen ist, konnten bis zu 45 qualifizierte Bewerbern einen Rabatt von bis zu 85 Prozent auf ihre Bewerbungsgebühren erhalten, nach derzeitigem Stand also ein Nachlass von rund US$ 200.000,– US-Dollar je Bewerber. Bisher eingereicht wurden 40 Anträge (davon 15 aus den USA, die aufgrund des wirtschaftlich starken Umfelds kaum Aussicht auf Erfolg haben), von denen bisher lediglich vier Anträge die finale Phase erreicht haben; die weit überwiegende Zahl der Anträge befindet sich in der Entwurfsphase, so dass völlig offen ist, ob sie die finale Phase erreichen. Und selbst die finale Phase bietet keine Sicherheit, dass es letztlich zu einer Bewerbung kommt. Vor allem das geringe Interesse aus wirtschaftlich vergleichsweise schwachen Regionen wie Lateinamerika und der Karibik überrascht. Ob das auf ein allgemein geringes Interesse am nTLD-Programm hinweist, werden wir erst nach Öffnung des Bewerbungsfensters erfahren; das soll nach derzeitigem Stand im April 2026 der Fall sein.

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