nTLDs

Tony Kirsch drängt auf ein vorläufiges Bewerberhandbuch für die nächste TLD-Einführungsrunde

Zur Vorbereitung der nächsten Einführungsrunde für neue generische Top Level Domains soll ICANN eine Entwurfsfassung des Bewerberhandbuchs veröffentlichen. Das fordert Tony Kirsch, Head of Professional Services der GoDaddy Registry.

Wann beginnt die nächste nTLD-Runde? Über kaum eine andere Frage diskutiert die Domain-Branche leidenschaftlicher, auch wenn die klare Antwort lautet: niemand weiss es. Bekannt ist, dass die von ICANN eingesetzte »New gTLD Subsequent Procedures PDP Working Group« im Januar 2021 ihren Abschlussbericht veröffentlicht und über die Generic Names Supporting Organization (GNSO) dem ICANN-Vorstand zur weiteren Entscheidung vorgelegt hat. Am 26. Juli 2021 teilte zudem Karen Lentz, Vice President Policy Research and Stakeholder Programs, mit, dass man das im Zuge der WHOIS-Reform eingeführte Konzept einer Operational Design Phase (ODP) auf die nächste Einführungsrunde übertragen möchte, um die möglichen Auswirkungen neuer Regelungen zu testen. Konkreter wurde Lentz allerdings nicht; insbesondere machte sie keinerlei Angaben zum zeitlichen Horizont der ODP oder gar dem Datum der Öffnung des nächsten Bewerbungsfensters.

Zumindest kleine Fortschritte fordert nun Tony Kirsch, der von einer Konferenz der Brand Registry Group (BRG) berichtete, an der unter anderem Vertreter von Microsoft, eBay und Uber teilgenommen haben. Laut Kirsch gibt es große Zweifel an den nächsten Schritten, dem voraussichtlichen Zeitplan und zuletzt auch an der Fähigkeit von ICANN, eine weitere Runde zu starten. Als Ausweg schlägt er vor, ein »preliminary applicant guidebook« zu veröffentlichen, das einen klaren Weg für die Zukunft aufzeigt. Seiner Meinung nach stellen von den rund 120 Empfehlungen der Arbeitsgruppe lediglich neun wesentliche Abweichungen vom Bewerberhandbuch aus dem Jahr 2012 dar; der weit überwiegende Teil könne durch geringe Anpassungen in Verfahren, Vereinbarungen oder Sprache auf der Grundlage des bereits vorliegenden Bewerberhandbuchs umgesetzt werden. Andernfalls laufe man Gefahr, die – laut Kirsch – ohne Zweifel bestehenden Interessenten vor allem an .brands zu verprellen. ICANN selbst hat auf diese Forderung bisher nicht reagiert. Der Plan einer ODP ließe sich allerdings mit einer vorläufigen Fassung des Bewerhandbuchs gut vereinbaren, da man so die Möglichkeit erhalten würde, »skill sets, time, systems, and financial considerations« zu prüfen.

Unterdessen hat sich die Lobby-Gruppe Internet Commerce Association (ICA) anlässlich eines Webinars bemüht, ihrerseits für Aufklärung zur nächsten Einführungsrunde zu sorgen. Das Panel mit Jeff Neuman, Jothan Frakes und Phil Buckingham war sich einig, dass die Zahl der Interessenten von einer Vielzahl an Faktoren abhängt, wie der Höhe der Bewerbungsgebühren oder der Komplexität des Verfahrens. Sie vermuten jedoch, dass sich die Zahl der Bewerber bei 4.000 bis über 5.000 bewegen könnte. Vor allem aus dem Kreis der .brands berichten alle drei von robustem Interesse daran, mit einer eigenen TLD eine eigene Burg zu errichten. Demgegenüber wird erwartet, dass das Interesse an weiteren generischen Endungen sinkt. Das gilt aber nicht uneingeschänkt: vor allem um .blockchain, .crypto und .coin könnte ein Wettbieten einsetzen, und sei es nur, um sich die Bewerbung teuer abkaufen zu lassen. Gerade an diesem Punkt könnte ICANN zu Änderungen am Bewerberhandbuch gezwungen sein, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, eine öffentliche Ressource dem Profitinteresse einzelner zu opfern. Wann es losgehen wird, vermochte aber auch dieses Panel nicht zu sagen; vor 2024 oder 2025 sollte man sich keine ernsthaften Hoffnungen machen. »You will have to have patience«, so Frakes.

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