nTLDS

Nächste Einführungsrunde für neue Internet-Endungen nicht vor 2023

Tony Kirsch, Head of Professional Services der Registry-Abteiling von GoDaddy, hat Hoffnungen auf eine baldige Öffnung des Bewerbungsfensters um eine neue Top Level Domain erstickt: vor dem Jahr 2023 wird es kaum klappen.

Nach fünfjähriger Auswertung der Einführungsrunde im Jahr 2012 hat die von ICANN eingesetzte »New gTLD Subsequent Procedures PDP Working Group« im Januar 2021 ihren Abschlussbericht veröffentlicht und über die Generic Names Supporting Organization (GNSO) dem ICANN-Vorstand zur weiteren Entscheidung vorgelegt. Obwohl eine Vielzahl von Änderungen empfohlen werden, steht bereits jetzt fest, dass es weiterhin ein Bewerberhandbuch geben wird, das den Rahmen für das Einführungsverfahren vorgibt. Das »Applicant Guidebook« wird mindestens vier Monate vor Öffnung des Bewerbungsfensters in seiner Endfassung veröffentlicht, so dass angesichts der ICANN-üblichen Diskussionszeiten ein Start noch in diesem Jahr praktisch ausgeschlossen ist. Das Bewerbungsfenster soll dann zwischen 12 und 15 Wochen geöffnet sein. Für .brands sollen Sonderregeln gelten, auch wenn bisher noch unklar ist, ob eine Nachfrage nach weiteren Markenendungen besteht; knapp unter 100 zurückgezogene .brands seit 2012 lassen eher das Gegenteil vermuten. Für Beschleunigung soll zudem sorgen, dass sich Back-End-Registries schon vor Öffnung des Bewerbungsfensters zertifizieren lassen können, was die Delegierung und Inbetriebnahme einer neuen gTLD beschleunigen soll.

Obwohl der Abschlussbericht als ein Meilenstein auf dem Weg zu einer weiteren Einführungsrunde gilt, bleibt für Tony Kirsch noch viel zu tun. Selbst wenn der Bericht unverändert übernommen wird, muss der ICANN-CEO angewiesen werden, das nTLD-Programm zu implementieren und die dafür notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Dann muss der Bericht in die Praxis umgesetzt, also das neue Bewerberhandbuch erarbeitet werden. Zudem bedürfen die Registry-Agreements, die als Muster dienen, einer Überarbeitung. Des Weiteren müssen erneut Schiedsgerichte ausgewählt werden, die im Konfliktfall für eine rasche, da außergerichtliche Lösung sorgen. Nicht minder wichtig ist heutzutage die Entwicklung einer Marketingstrategie, um jenen Teil der Bevölkerung zu informieren und interessieren, der sich bisher nicht täglich mit Domain-Endungen befasst. Den Zeitaufwand dafür beziffert Kirsch mit ungefähr 12 Monaten, was eine Öffnung des Bewerbungsfensters vor 2023 unwahrscheinlich macht. Darin noch gar nicht berücksichtigt seien »hidden challenges« und Kräfte, die eine weitere Einführungsrunde verhindern oder verzögern wollen; sie gäbe es, laut Kirsch, noch heute.

Alles in allem gibt es derzeit also keinerlei Anzeichen dafür, dass man sich vor dem Jahr 2023 um eine neue generische Top Level Domain bewerben kann. Die Zeit bis dahin kann man aber nutzen und prüfen, ob eine Bewerbung Sinn macht und welche Pläne und Strategien man mit der eigenen Endung verfolgt. Die Einführungsrunde aus 2012 dient als gute Schablone, wie man es machen könnte – oder besser nicht.

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