In der Diskussion um die Zulassung von »closed generics« zeichnet sich ein Kompromiss ab: die Internet-Verwaltung ICANN könnte solche Top Level Domains künftig erlauben, jedoch mit Vergabebeschränkungen versehen. Bis zur praktischen Umsetzung wird es aber dauern.
Im Mittelpunkt des Streits um die sogenannten »closed generics gTLD applications« wie .blog, .cloud oder .music steht die Sorge vor einer Monopolisierung von Gattungsbegriffen. Aufgrund ihrer allgemein-beschreibenden, also generischen Natur bestehen an diesen Begriffen in der Regel keine Kennzeichenrechte; ihre Nutzung soll jedermann offen stehen. Dennoch planten mehrere Bewerber, sie exklusiv für sich selbst zu nutzen und keine freie Registrierung von Second Level Domains zuzulassen. Dieses »single-registrant«-Geschäftsmodell ließ sich zum Beispiel bei der Bewerbung von Amazon für .music und Google für .blog finden. In seinem »Peking-Kommuniqué« aus dem Jahr 2013 empfahl das Governmental Advisory Committee (GAC) von ICANN, dass der Betrieb solcher Endungen öffentlichen Interessen dienen muss; zugleich machte man insgesamt 186 Bewerbungen aus der Einführungsrunde von 2012 aus, die unter diese Kategorie fallen sollen. Die Praxis löste das Problem oft pragmatisch: ICANN verlangte entweder eine Öffnung oder bot eine Erstattung der Bewerbungsgebühren bzw. eine Verschiebung des Problems in die nächste Einführungsrunde an. Daraufhin entschieden sich viele Registries für die erste Variante; wie leicht sich das allerdings unterlaufen ließ, zeigte L’Oréal bei .makeup: durch das Erfordernis einer engen Bindung an Kosmetikunternehmen oder Registrierungsgebühren im vierstelligen Bereich konnte man die Nachfrage ganz gezielt begrenzen.
In Kenntnis dieser praktischen Schwierigkeiten hat die SubPro-Arbeitsgruppe im August 2020 bei Veröffentlichung ihres vorläufigen Abschlussberichts zwar versucht, Lösungsvorschläge zu erarbeiten, konnte sich jedoch auf keine einheitliche Position einigen. Daher spielte ICANN den Ball zurück an die Generic Names Supporting Organization; sie sollte auf Grundlage der Interessen der Community einen (einzigen) konkreten Vorschlag unterbreiten, über den das ICANN-Board final abstimmt; allerdings wurde auch der nicht gefunden. Eine Lösung zeichnete sich aber nun beim 73. ICANN-Meeting ab, das vom 07. bis 10. März 2022 stattfand. Ausgeschlossen bleibt, dass »closed generics« ohne jede Beschränkung zugelassen werden, ebenso jedoch auch ein allgemeines Verbot von »closed generics«. Der Kompromiss liegt damit in der Mitte: »closed generics« sollen grundsätzlich zulässig sein, aber nur unter einer Auflage von »restrictions or limitations«, die wiederum im öffentlichen Interesse liegen müssen. Um welche Beschränkungen genau es sich dabei handelt, muss weiter diskutiert werden; eine finale Lösung gibt es dafür nicht. Das GAC zeigte sich in einer ersten Reaktion angetan, hat man so doch die Möglichkeit, die eigene Position weiterhin durchzusetzen.
Unklar bleibt vorläufig, wann auch diese Diskussion abgeschlossen sein soll. Das 74. ICANN-Meeting findet Mitte Juni 2022 statt, was ein sehr ambitioniertes Ziel für die Lösung der Probleme mit den »closed generics« wäre. Damit drohen die Diskussionen um die »closed generics« auch weiterhin einen Starttermin für die nächste nTLD-Einführungsrunde zusätzlich zu verzögern.
Es war ein großer Fehler, den TLD-Namensraum mit diesem ganzen Zeug zu verseuchen. Unternehmen halten sich selbst immer für unglaublich wichtig, aber Unternehmen sind vergänglich. Man hätte bei den wenigen globalen TLDs und den Länder-Endungen bleiben sollen.